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So kann Lena Schilling ihr Mandat noch an Waitz verlieren
30.05.2024Schafft es der grüne Biobauer und EU-Mandatar Thomas Waitz, Spitzenkandidatin Lena Schilling zu überholen?
Wer nach der EU-Wahl einen Platz im Europäischen Parlament erhält - darauf können auch Vorzugsstimmen Einfluss nehmen. Überspringt die Anzahl der Vorzugsstimmen einer Kandidatin oder eines Kandidaten eine gewisse Hürde, kann er oder sie Anspruch auf das erste Mandat der Partei erhalten. Eine Rolle könnten die Vorzugsstimmen auch bei den Grünen spielen, deren Kampagne aufgrund von Vorwürfen gegen Spitzenkandidatin Lena Schilling einen Dämpfer erlitten hat.
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Chancen für die Nr. 2 Thomas Waitz
Wenn er sehr viele Vorzugsstimmen erhalten sollte, stehe er "selbstverständlich" als Delegationsleiter zur Verfügung, sagte nämlich Thomas Waitz, Listenzweiter und Co-Vorsitzender der Europäischen Grünen, am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus". Einen Vorzugsstimmenwahlkampf will er aber nicht führen, Schillings Glaubwürdigkeit nicht anzweifeln.
Mit 15.000 bis 25.000 Stimmen ist Waitz mit dabei
Doch wie viele Stimmen braucht Waitz für das "Überholmanöver"? Anschließend gibt es eine Grenze von fünf Prozent der auf eine Partei entfallenden Stimmen. Erhält ein Kandidat diese Menge an Vorzugsstimmen, wird er auf Platz eins gereiht. Überspringen die Vorzugsstimmen mehrerer Personen diese Hürde, richtet sich die Reihung nach der Anzahl der jeweiligen Vorzugsstimmen. Geht man von einem Stimmenanteil der Grünen von 9 % aus, so wären das auf der Basis einer Wahlbeteiligung von 60 % etwa knapp 340.000 Stimmen. Will Waitz also Schilling überholen braucht er zwischen 15.000 und 20.000 Vorzugsstimmen, die Wählerinnen und Wähler müssen also seinen Namen in das Kasterl neben "Grüne" schreiben. Schilling hätte dann ihren ersten Platz verloren und käme nur ins EU-Parlament, wenn die Grünen mindestens 7 bis 8 % erreichen würden.
Vorzugsstimmen-Wahlkampf der ÖVP
2019 fiel die ÖVP durch einen Vorzugsstimmenwahlkampf auf. Die heutige Europaministerin und damalige Listenzweite Karoline Edtstadler kam 2019 schließlich auf ganze 115.906 Vorzugsstimmen. Nur Ursula Stenzel, vormals ZiB-Moderatorin, erreichte 1996 bei ihrem Antritt für die ÖVP mit 168.078 noch mehr. Auf etwas weniger Vorzugsstimmen als Edtstadler, die nach weniger als einem Jahr wieder nach Österreich wechselte, kam 2019 mit 103.035 der damalige Listenerste und derzeitige Erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments Othmar Karas. Damit blieb er hinter seinem eigenen Ergebnis von 2009 zurück (112.954). Damals hatte er einen Persönlichkeitswahlkampf gegen den vom damaligen Parteichef Josef Pröll an der Spitze installierten Ex-Innenminister Ernst Strasser geführt. Karas tritt nach Differenzen mit seiner Partei nun nicht mehr an.
Die meisten Vorzugsstimmen eines Kandidaten abseits der ÖVP holte 2019 Andreas Schieder, der auch heuer wieder an der Spitze der Sozialdemokraten antritt, mit 72.863. Auf etwas weniger kamen 2019 der Grüne Spitzenkandidat Werner Kogler (70.821), der sein Mandat dann gar nicht annahm, FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky (64.525) und NEOS-Spitzenkandidatin Claudia Gamon (64.350). Sie fuhren damit jeweils die besten Vorzugsstimmenergebnisse ihrer Parteien ein.
Das ÖVP-Modell kostete 2019 den Ex-ORF-Star Wolfram Pirchner (9.359 Vorzugsstimmen) und dem Burgenländer Christian Sagartz (17.233) ihre Mandate. Sie wurden vom hinter ihnen gesetzten niederösterreichischen Bauernbündler Alexander Bernhuber (30.338) und der Tiroler Wirtschaftsbündlerin Barbara Thaler (38.285) überholt. Eine Auswirkung der gesetzlichen Vorzugsstimmen-Hürde auf die Mandatsverteilung hat es indes nur einmal gegeben: 2004 nahm der auf Platz drei gereihte Andreas Mölzer mit 21.980 Vorzugsstimmen dem Spitzenkandidaten Hans Kronberger das einzige FPÖ-Mandat ab, obwohl damals noch sieben Prozent der Parteistimmen nötig waren.