Die Stadt Wien will den Parkplatz beim Naschmarkt neu gestalten und startet zu diesem Zweck einen europaweiten Ideenwettbewerb samt einem "kooperativem" Verfahren - in dem aus den Einreichungen dann ein Masterplan erstellt wird.
Erst danach wird es einen Realisierungswettbewerb geben, wie Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Montag angekündigt hat. Das umstrittene Markthallen-Projekt kommt vorerst nicht.
Sima versicherte heute, dass die Halle - gegen die Anrainer-Initiativen Sturm gelaufen waren - ohnehin nie so geplant war, wie es kolportiert wurde: "Eine klotzige, klobige von allen Seiten geschlossene Halle wird es auf dem Platz nicht geben." Das sei auch nie ihr Wunsch gewesen. Nun wird etwa nach Konzepten für eine Begrünung der Asphaltwüste gesucht. Der Flohmarkt, der dort an Samstagen stattfindet, soll dabei erhalten bleiben.
Was es definitiv nicht mehr geben soll, sind die wüstenartigen Temperaturen im Sommer. Die 12.000 Quadratmeter große Fläche gehört zu den berüchtigtsten Hitzeinseln der Stadt. Die Neugestaltung soll die Situation nun grundlegend verbessern. Vorschläge gibt es bereits, denn auch in einem Bürgerbeteiligungsprozess wurden Ideen ventiliert. 30.000 Vorschläge trudelten ein, wie Sima bei der Präsentation der weiteren Schritte berichtete.
Klimafreundlicher weg
Großteils sprachen sich die Betroffenen für eine klimabewusste Umgestaltung aus. Konsumfreie Zonen, Begrünung, Wasserelemente und Schattenspender wurden dabei häufig genannt. Auch dass der Flohmarkt bleiben soll, wurde oft betont. Dass das Areal zum Teil generell zur Marktfläche wird, ist ebenfalls eine Option. Hier wurde ein Angebot an regionalen Produkten gewünscht, um sich vom angrenzenden Naschmarkt zu unterscheiden.
Laut der Wiener Planungsstadträtin standen die Anmerkungen der Anrainer mitunter durchaus im Widerspruch. Neben der Forderung nach einer kompletten Begrünung waren etwa auch Ersuchen um einen Erhalt von Parkplätzen zu finden. Andere wiederum wollen Spiel- oder Sportplätze dort sehen.
Auf Basis des Beteiligungsverfahrens kommt nun ein sogenannter kooperativer Prozess. Bewerbungen können in drei Bereichen eingeschickt werden, wie der Leiter der dort tätigen Jury, Architekt Alfred Wimmer, erklärte. Zum einen können Planer Projektideen einreichen, zugleich ist es aber auch erlaubt, weniger professionelle skizzenhafte Vorschläge einzubringen. Dadurch sollen auch Menschen ohne Fachwissen ermutigt werden, sich zu beteiligen. Schließlich können auch noch Nutzungskonzepte vorgelegt werden. Hier ist auch eine rein textliche Ausgestaltung möglich.
Neue Bäume kaum möglich
Vorgegeben sind als Rahmen die Ergebnisse des Bürgerverfahrens, also etwa eine begrünte Aufenthaltsfläche. Auch statische Notwendigkeiten gibt es. Denn der Platz ist eine Überplattung des Wienflusses. Baumpflanzungen sind damit nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Einbezogen wird übrigens auch eine angrenzende Fläche beim Naschmarkt, die derzeit kaum genutzt wird.
Aus jedem der drei "Töpfe" werden mindestens drei vielversprechende Vorschläge ausgesucht. Deren Urheber werden bis Herbst 2022 gemeinsam an einem Masterplan arbeiten. Dieser wiederum ist Grundlage eines Realisierungswettbewerbs. Wie das konkrete Siegerprojekt dann aussieht, soll im ersten Quartal 2023 feststehen.
Der Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart, zeigte sich zufrieden mit den neuen Verfahrensschritt und hob hervor: "Vor zehn bis 15 Jahre hätten wir primär über Parkplätze gesprochen." Dass dies nicht mehr der Fall sei, sei durchaus ein "Paradigmenwechsel". Planungsstadträtin Sima sah den "Zwischenschritt" durchaus als Entgegenkommen an die Projekt-Kritiker, denen sie damit die Hand reichen wolle, wie sie betonte.