Die SPÖ Wien zieht in die historische Wirkungsstätte „Festung der Solidarität“ in Favoriten ein
Die Wiener SPÖ zieht aus der Parteizentrale in der Löwelstraße aus. Das hat die Partei am Montag bei einer Gremiumssitzung entschieden, wie man mitteilte. Geplant ist eine Übersiedlung ins ehemalige Arbeiterheim Favoriten in der Laxenburger Straße. Dieses soll ab 2026 als neue Zentrale genutzt werden.
Umzug nach Favoriten
In der heutigen Sitzung des Wiener Vorstands hat Wiens Bürgermeister und SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Ludwig die Pläne für den neuen Sitz präsentiert. "Wir schlagen ein gänzlich neues Kapitel auf und ziehen von der Löwelstraße in die 'Festung der Solidarität' ins Arbeiterheim Favoriten. Mit dem 'roten Haus' im zehnten Wiener Gemeindebezirk können wir uns keinen besseren und für die Sozialdemokratie bedeutenderen Nachfolgestandort wünschen", betonte er nach der Sitzung.
Das Arbeiterheim Favoriten sei der wichtigste Veranstaltungsort der Sozialdemokratie in der ersten Republik gewesen Es habe sich um den Ort gehandelt, in dem Viktor Adler einst die Partei zusammengeführt und groß gemacht habe. "Es wird mit modernen Arbeitsplätzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem Innovationszentrum mit Seminarzentrum, Archiv und Studienarbeitsplätzen sowie Gastronomie- und Eventflächen allen Anforderungen an eine neue moderne Parteizentrale gerecht", versicherte Ludwig.
Partei ist nur Mieterin
In weiterer Folge sollen nun Gespräche mit dem Besitzer des historischen Bauwerks geführt werden, erläuterte Landesparteisekretärin Barbara Novak: "Es freut mich sehr, dass mich der Parteivorstand heute mit der Aufnahme der Gespräche und Verhandlungen mit dem Mehrheitseigentümer der Immobilie beauftragt hat. Die Übersiedlung aus der Löwelstraße ist 2026 nach der nächsten Wiener Landtagswahl geplant." Dem Vernehmen nach gehört das Haus derzeit noch mehrheitlich einer Bank.
Aktuell ist die Wiener Partei Mieterin in der Löwelstraße. Das Haus, in dem auch die Bundespartei untergebracht ist, gehört der Stadt. Da es renovierungsbedürftig ist, hat die SPÖ zuletzt bereits über einen Auszug nachgedacht - jedenfalls als dort noch Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch residierten. Nun kehrt jedenfalls die Wiener Partei der Innenstadt den Rücken.
Das Gebäude in Favoriten ist aktuell noch als Quartier für geflüchtete Personen bzw. als Obdachlosenunterkunft in Verwendung. Errichtet wurde es in den Jahren 1901 und 1902 vom Otto-Wagner-Schüler Hubert Gessner für den Verein "Arbeiterheim in Favoriten". Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) hielt dort unter anderem ihre Parteitage ab - auch den letzten vor dem Verbot 1933.
Laut Stadt-Wien-Wiki enthielt das Arbeiterheim Favoriten einen großen Saal mit Bühne, fünf kleinere Säle, zehn Klubzimmer, ein Restaurant, eine Bibliothek und das erste "Kinderfreunde"-Lokal Favoritens. Auch eine Konsum-Filiale und Wohnungen waren darin zu finden. Später nutzte die NS-Kreisleitung oder auch die sowjetrussische Kommandatur das Objekt.
1952 ging das Haus nach einem Umbau wieder in Betrieb. Ab den 1990-er Jahren wurde es auch als Hotel ("Hotel Favorita") genutzt.