Steiermark
Patienten müssen Rettung selbst bezahlen
01.07.2013
Kein Vertrag zwischen Rotem Kreuz und Krankenkasse - auch Notfälle kosten.
Ab heute müssen Patienten in der Steiermark für Rettungs- und Krankentransporte selbst bezahlen - per Rechnung, die Kosten können sie sich dann von der Gebietskrankenkasse zurückholen. Der erstmals eingetretene vertragslose Zustand zwischen dem Roten Kreuz und der steirischen GKK betrifft rund 600.000 Fahrten im Jahr. Am Sonntag kritisierten die Grünen erneut, dass sich in der Landesregierung niemand zuständig fühlte, um diese Situation noch abzuwenden.
"Die Landesregierung lässt die Menschen im Stich", lautete der Vorwurf von Abg. Ingrid Lechner-Sonnek. Und das, obwohl sie vom Landtag einstimmig nachdrücklich aufgefordert worden war, sich um eine Lösung zu bemühen. Lechner-Sonnek äußerte die Befürchtung, dass vor allem sozial Schwächere vor großen Problemen stehen, wenn sie in eine Akutsituation kämen oder chronisch krank seien. Die KPÖ sprach von einem "beispiellosem Versagen der steirischen Gesundheitspolitik".
Streit um Erhöhung des Tarifs
Die letzte Forderung des Roten Kreuzes, die eine Erhöhung des Transporttarifs um 17,5 statt und 19,5 Prozent, verteilt auf zwei Jahre, vorsah, war am Freitag von StGKK-Obmann Josef Pesserl abgelehnt worden. Pesserl bot nur rund drei Prozent, 800.000 Euro zusätzlich zu den derzeit 29 Mio. Euro im Jahr. Man zahle ohnehin jetzt schon das Dreifache dessen, wofür man zuständig sei, so die Argumentation: Die Krankenkasse müsse lediglich für den Kostenersatz in der Höhe des günstigsten öffentlichen Verkehrsmittels sorgen. Auch der "Rettungseuro" des Landes in der Höhe von rund 10 Mio. Euro und der hohe Anteil an ehreamtlichen Mitarbeitern und Zivildienern beim Roten Kreuz wird ins Treffen geführt, um das Rote Kreuz als "Fass ohne Boden" hinzustellen.
"Wir wollen nicht einmal die Inflationsabgeltung", kontert man beim Roten Kreuz. Derzeit kommt ein Krankentransport z. B. im Grazer Stadtgebiet pauschal auf 15 Euro, bei Überlandfahrten werden 68 Cent pro Kilometer verrechnet. Den Vorwurf der GKK, es werde zu viel im Zwei-Mann-Betrieb, also mit Sanitäter gefahren, weist man zurück: Gehunfähigkeit werde vom Arzt attestiert, zudem sei es unmöglich, Notfall- und Krankentransportwesen zu trennen.
Mehraufwand für die Krankenkasse
Der vertragslose Zustand ist jedenfalls mit einem Mehraufwand an Verwaltung verbunden. Die GKK könne sich allein im Juli auf 26.000 Einzelrechnungen einstellen, so das Rote Kreuz. Indessen wittern die Taxiunternehmer mehr Geschäft: In Inseraten wirbt die Wirtschaftskammer für "bequeme Transporte" zu Krankenhaus und Therapie mit Kassen-Direktverrechnung. RK-Präsident Weinhofer gibt zu bedenken: "Bequemer Transport zur Chemotherapie klingt gut. Und was ist auf der Rückfahrt, wenn Probleme auftreten und dem Patienten übel wird? Dann ruft man die Rettung."