Die 23-jährige Klimaaktivistin und EU-Spitzenkandidatin der Grünen, Lena Schilling, musste eine Unterlassungserklärung wegen falscher Vorwürfe unterzeichnen. Parteikollegen, Aktivisten und Freunde sprechen von einem "problematischen Verhalten" Schillings.
Wien. Es sind harte Vorwürfe, die eine Stunde (!) nach dem EU-Wahlkampfauftakt der Grünen ausgerechnet im grün-affinen "Standard" aufgetaucht sind: Die 23-jährige Klimaaktivistin und EU-Spitzenkandidatin der Grünen Lena Schilling hat eine Unterlassungsvereinbarung unterschrieben – die Erklärung liegt oe24 vor –, in der sich Schilling vor Gericht verpflichtet, künftig mehrere Aussagen über ein Paar zu unterlassen. Etwa, dass eine ihrer früheren Freundinnen von deren Ehemann verprügelt werde und nach einem Übergriff eine Fehlgeburt erlitten habe. Die EU-Spitzenkandidatin der Grünen Lena Schilling darf das nicht mehr behaupten, sonst muss sie dem Paar 20.000 Euro zahlen. Brisant: Schillings Anwältin Maria Windhager ist ausgerechnet jene Anwältin, die auch den "Standard" vertritt - also jenes Medium, das die Vorwürfe gegen Schilling nun öffentlich gemacht hat.
Falsche Anschuldigungen gegen TV-Journalisten?
Weitere Vorwürfe gegenüber Schilling betreffen laut "Standard" zwei TV-Journalisten. Dabei gehe es um zwei Gerüchte, die die grüne Spitzenkandidatin gestreut hätte – einmal gehe es laut dem Bericht um eine Belästigung und einmal um eine Affäre.
Gegenüber Freundinnen und Bekannten soll sie plötzlich behauptet haben, der Mann, ein Journalist von Puls24, mit dem sie beruflich regelmäßig zu tun hatte, habe sie belästigt. In einem anderen Fall soll Schilling einerseits eine Affäre mit einem bekannten ORF-Fernsehjournalisten erfunden, ihm andererseits aber auch Beziehungen mit anderen Grünen angedichtet haben. Beide Fälle wurden laut "Standard" durch interne Untersuchungen widerlegt.
Grüner Super-GAU: Muss Schilling Kandidatur zurückziehen?
Mehrere Grüne meinen laut "Standard", dass die Unterlassungserklärung nur "die Spitze des Eisbergs" sei. Fast einhellig würden Personen, die Schilling in unterschiedlichen Kontexten getroffen haben, beschreiben, dass die 23-jährige Klimaaktivistin und Politikerin ein "problematisches Verhältnis zur Wahrheit" habe, Personen gegeneinander ausspiele und verbrannte Erde hinterlasse. Im Umfeld der Grünen wird nun bereits die Spitzenkandidatur Schillings in Frage gestellt.
Ein Rückzug Schillings nur ein Monat vor der Wahl wäre für die Grünen ein Super-GAU. Umso mehr, als insbesondere Grünen-Chef Werner Kogler und Klubobfrau Sigi Maurer engstens mit Schilling verbunden sind. Eine Möglichkeit, die ein prominenter Grüner am Dienstagabend in den Raum stellte, sei auch, dass Schilling offiziell Spitzenkandidatin bleibe, aber ihr Mandat in Brüssel dann aufgrund der Vorwürfe nicht annehmen könnte.
"Stehen voll und ganz hinter Lena Schilling"
Für Lena Schilling gilt die Unschuldsvermutung. In der ZiB2 betonte die Parteispitze (noch), dass alles nur Gerüchte und Behauptungen wären und einzig das Privatleben von Schilling und/oder anderer Personen betreffe. Nichts davon habe eine politische Tangente: "Die Grünen stehen voll und ganz hinter Lena Schilling". Und: "Es war leider damit zu rechnen, dass ihr dabei auf unsachliche Weise Steine in den Weg gelegt werden."
Grüne nehmen zu Schilling-Vorwürfen Stellung
Die Grünen nehmen am Mittwoch, um 8.30 Uhr zu den durch einen "Standard"-Bericht aufgetauchten Vorwürfen gegen ihre EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling Stellung. Dabei sind neben Schilling selbst Grünen-Chef Werner Kogler, die stellvertretenden Bundessprecher Leonore Gewessler und Stefan Kaineder sowie Klubobfrau Sigrid Maurer.