Backstage: Am letzten Wochenende fiel Entschluss: Er geht nicht in den ORF.
Noch sechs Tage vor seinem Rückzug gab sich Nikolaus Pelinka kämpferisch: Er werde schon noch alle überzeugen, dass er den Job als Büroleiter von ORF-Chef Alexander Wrabetz gut machen werde, erklärte er auf einer Party. Am Donnerstag – nach vier Wochen noch nie da gewesener ORF-Proteste – gab der 25-jährige Ex-SP-Stiftungsrat dann doch entnervt auf – und zog seine Bewerbung zurück. Vertraute hatten den ehrgeizigen jungen Mann gewarnt, dass die „Zerreißprobe zu groß“ sei.
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Dass die ORF-Redaktion – 1.300 ORF-Mitarbeiter unterschrieben eine Resolution des ORF-Redakteursrates, 55 ORF-Journalisten drehten ein Protestvideo – ihren Kampf nicht einstellen würde.
Das wusste freilich zuletzt auch ORF-Chef Wrabetz, der fast vier Wochen Pelinka die Mauer machte. Vergangenes Wochenende begann bei beiden Herren das Umdenken.
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"Neuer Büroleiter wird der bisherige Stiftungsrat Nikolaus Pelinka...", heißt es in einer Aussendung des ORF am 23. Dezember. Ein kurzer Hauptsatz, der seine Wirkung jedoch nicht verfehlt. Statt dem erhofften Weihnachtsfrieden beginnen laute Proteste im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
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"Das glaub ich jetzt nicht! APA meldet eben, Niko Pelinka wird Wrabetz-Büroleiter. Warum nicht gleich Laura Rudas?", twittert "ZiB2"-Moderator Armin Wolf gleich darauf empört.
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Sie "entbehren jeglicher sachlicher Begründbarkeit" und seien "offensichtlich die Erfüllung von Parteiwünschen", protestiert der ORF-Redakteursrat am 23. Dezember - gemeint sind neben Pelinka auch die gleichzeitig bekanntgegebenen Bestellungen von Thomas Prantner und Robert Ziegler. Ersterer soll stellvertretender technischer Direktor werden, zweiterer wurde zum Bundesländerkoordinator bestimmt; allesamt Besetzungen, die auf parteipolitische Wünsche zurückgehen, finden die Redakteure.
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"Sehr mutig" findet diese Reaktion der unabhängige Stiftungsrat Franz Küberl, der via Kathpress am Weihnachtstag ausrichten lässt, dass ihn die Personalentscheidungen "sehr irritiert" zurückgelassen hätten.
"Beim Österreichischen Rundfunk (ORF) werden folgende Dienstposten ausgeschrieben: Redakteur/in (Leitung des Büros GD)..." lautet die entsprechende Ausschreibung im Amtsblatt der "Wiener Zeitung", die fünf Tage nach der Bekanntgabe der Besetzung des Wunschkandidaten Pelinka erscheint.
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"Er hat Erfahrung, Wissen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr für den ORF eingesetzt und mein persönliches Vertrauen", sagt Wrabetz am selben Tag über seinen 25-jährigen Büroleiter in spe.
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"Weder der Kanzler noch ich haben Pelinka dort hingeschickt", versichert Medienstaatssekretär Josef Ostermayer am 29. Dezember zum geplanten Avancements des Vertrauten der SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas.
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Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) solidarisiert sich dennoch mit den Protesten der ORF-Redakteure und kritisiert die eigene Partei: "Wir sollten so etwas nicht nötig haben."
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So ganz wird die SPÖ das Thema weiterhin nicht los, was bereits am 2. Jänner deutlich wird: Keine Geringere als Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek geht in einem Text mit dem jungen SPÖ-Sprössling ins Gericht: "Das Ende der Sozialdemokratie" ortet sie in dem Stück mit dem Titel "Der kleine Niko": "Die Sozialdemokratie als Maßschneiderei für Karrieren, so endet sie."
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"Weder der Kanzler noch ich haben Pelinka dort hingeschickt", versichert Medienstaatssekretär Josef Ostermayer am 29. Dezember zum geplanten Avancements des Vertrauten der SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas.
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"Gerade in Stabsfunktionen geht es nicht nur um Qualifikationen, um die selbstverständlich auch, sondern auch um ein persönliches Vertrauensverhältnis, das sich meist über einen längeren Zeitraum entwickelt", argumentiert Wrabetz intern per Rundmail erneut mit dem guten Draht zu dem 25-Jährigen.
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Niko Pelinka erklärt am selben Tag, er habe keinen Plan B und führt seine Bewerbung auf einen Wunsch des ORF-Chefs zurück: "Er hat mich angehalten, mich zu bewerben. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Zwei Angebote – eines vom Sender „Sky“ in München, eines von Rewe in Wien – dürften Pelinka den Rückzug erleichtert haben. Enttäuscht soll er von den Journalisten des ORF sein, von denen er viele seit „Kindesbeinen an kenne“, so ein Wegbegleiter. Bitter klingt deshalb auch seine Rücktritts-Erklärung: „Die andauernde öffentliche Debatte … hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr akzeptable ist (…) Ich möchte weitere untergriffige Angriffe gegen mich, meine Familie und mein persönliches Umfeld vermeiden.“
Dieter Bornemann, der Redakteurssprecher und Regisseur der Rebellion, antwortet via ÖSTERREICH, dass es der ORF-Redaktion stets um die „Unabhängigkeit gegangen“ sei.
Und ZiB2-Star Armin Wolf, der mit einem Tweet am 23. Dezember – „warum nicht gleich Laura Rudas? – alles auslöste, kontert knapp: „Ich denke, Herr Pelinka hatte jede Möglichkeit, sich diese Diskussion zu ersparen.
Wolf: "Keiner hat ihm Böses getan"
... Über Pelinkas Rückzugs-Erklärung: Seine Begründung ist für uns nicht wichtig. Es ging nicht um Herrn Pelinka als Person. Wichtig ist, dass nicht der SPÖ-Fraktionschef im Stiftungsrat in die ORF-Generaldirektion wechselt.
... Wer den Streit nun gewonnen hat: Es ist ein Sieg für die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit des ORF.
... Über die Gründe der Proteste: Das Personalpaket vom 23. Dezember war letztlich, wie schon oft gesagt, der berühmte dicke Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Offenbar politisch ausgehandelte Besetzungen, verbunden mit Bestellungen ohne Ausschreibung in hohen Gehaltsstufen, während tüchtige Kollegen sich auf schlecht bezahlten Teilzeitverträgen abstrampeln.
... Ob er jetzt Mitleid mit Niko Pelinka hat: Ich denke, Herr Pelinka hatte jede Möglichkeit, sich diese Diskussion zu ersparen. Und kein ORF-Journalist hat ihm was Böses getan. Es ging nicht um Herrn Pelinka, sondern es ging um ein System.
... Wolf über Wolf: Ich war einer von Hunderten ORF-Journalisten, die sich an diesem Protest beteiligt haben.