Hier lesen Sie exklusiv, was Peter Westenthaler (BZÖ) im Gespräch mit ÖSTERREICH erzählt.
ÖSTERREICH: Herr Westenthaler, das BZÖ lässt sich jetzt die Variante einer Dreierkoalition offen. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Westenthaler: Funktionierende Dreierkoalitionen hat es in Europa schon mehrere gegeben, das wäre also nichts Neues. Ich gehe aber zunächst einmal davon aus, dass es eine große Koalition von SPÖ und ÖVP gibt.
ÖSTERREICH: ÖVP und SPÖ tun sich aber sehr schwer miteinander. Also wie könnte eine Alternative aussehen?
Westenthaler: Wenn die Verhandlungen wirklich zäh werden und lange dauern, dann hätten wir eine neue Situation. Dann wären wir bereit, unsere staatspolitische Verantwortung wahrzunehmen. Ich verstehe überhaupt nicht, warum jetzt alle vom Herrn Bundespräsidenten abwärts sagen, die Wählerinnen wollten eine große Koalition. Es gibt eine klare Mehrheit rechts der Mitte.
ÖSTERREICH: Also eine Koalition zwischen ÖVP, FPÖ und BZÖ? Genau das hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ja abgelehnt, weil er mit Ihnen nicht zusammenarbeiten will. Und auch Sie haben doch vor der Wahl ausgeschlossen, mit Strache in einer Regierung zu sitzen.
Westenthaler: Neuwahlen müssen unter allen Umständen verhindert werden, denn die will wirklich niemand. Und dann müssen eben alle mit Blick auf das Staatsganze über ihren Schatten springen. Da darf es keine persönlichen Befindlichkeiten geben von wegen, wir seien „Verräter" oder so. Herr Strache sagte aber ohnehin einmal das und dann wieder etwas anderes. Ich sehe jedenfalls keine größeren inhaltlichen Differenzen mit der FPÖ. Außerdem wäre eine große Koalition ganz klar eine Koalition der Verlierer: SPÖ und ÖVP haben Stimmen verloren, alle anderen Parteien haben Stimmen gewonnen.
ÖSTERREICH: Und ein Kanzler Schüssel wäre für Sie weiter denkbar?
Westenthaler: Ich bin ja nicht das Personalbüro der ÖVP, ich mache den anderen Parteien da keine Vorschriften.
ÖSTERREICH: Es gäbe ja – zumindest rechnerisch – auch noch die Variante Schwarz-Grün-BZÖ oder auch Rot-Grün-BZÖ.
Westenthaler: Man sollte mit der Debatte nicht unbedingt mit ferner liegenden Möglichkeiten beginnen. Ausschließen tu ich aber gar nichts.
ÖSTERREICH: Wie stehen Sie zu Forderungen etwa des ehemaligen Justizministers Böhmdorfer nach einer Wiedervereinigung von FPÖ und BZÖ?
Westenthaler: Das ist derzeit kein Thema, weil die führenden Proponenten der beiden Parteien es nicht wollen. Es hat aber durchaus etwas für sich, dass das dritte Lager irgendwann wieder vereint ist.