Unfall od. Attentat?
Petzner bricht sein Schweigen
27.06.2009
Jetzt spricht der Pressesprecher von Jörg Haider erstmals über den Tod des Landeshauptmanns. Stefan Petzner äußert massive Zweifel an der Unfallversion und fordert neue Ermittlungen.
Ein Buch feiert derzeit ungewöhnliche Verkaufserfolge in unserem Land: Der deutsche TV-Journalist Gerhard Wisnewski hat unter dem Titel „Unfall, Mord oder Attentat?“ den Tod Jörg Haiders neu recherchiert.
Auf 250 Seiten versucht der deutsche „Enthüller“ zu beweisen, dass die Fakten rund um Haiders Tod mit dem vom Staatsanwalt veröffentlichten Unfallhergang nicht übereinstimmen können. Laut Wisnewski stimmen die Reifenspuren am Unfallort nicht mit der von den Behörden genannten Unfallversion überein, das Wrack weise ganz andere Beschädigungen auf als behauptet, im Obduktionsbericht sei kein Alkohol im Magen festgestellt worden, am Unfallort sei keine „Zeugin“ – dafür aber zwei zwielichtige „Polizisten“ ohne Uniform – gewesen.
Deutscher Autor
Im Stil einer atemberaubenden
„Verschwörungstheorie“ versucht der deutsche Autor zu behaupten, der Unfall
sei in Wahrheit ein „Attentat“ gewesen. Nur: Ist es wirklich möglich, in
Österreich ein politisches Attentat als einen Unfall mit 142 km/h zu tarnen?
Kann man einem nüchternen Politiker 1,8 Promille ins Blut jubeln? Kann man
so einen Unfall konstruieren?
Wisnewskis Buch ist in Kärnten vergriffen – aber der Gesprächsstoff.
Der Erste spricht
Hinter vorgehaltener Hand melden in Kärnten –
vom neuen Landeshauptmann abwärts – immer mehr Politiker Zweifel an der
Unfallversion des Staatsanwaltes an. Zwar halten alle den deutschen
Buch-Autor für einen „Verrückten“ und einen „Verschwörungstheoretiker“.
Haiders Vertrauter
Richtig freilich ist: Die von Wisnewski
aufgedeckten Fakten widersprechen wirklich der bisherigen Unfallversion. In
ÖSTERREICH meldet sich der erste namhafte Kärntner Politiker mit seinen
Zweifeln an der bisher veröffentlichten Unfallversion zu Wort. Es ist
nicht irgendein Politiker – es ist der engste Vertraute von Jörg Haider,
sein Pressesprecher und persönlicher Referent, Stefan Petzner. Petzner war
Landesparteichef, BZÖ-Generalsekretär, ist Nationalrats-Abgeordneter – und
einer der Kronzeugen in diesem Fall.
Er hat mit Haider die letzten Stunden vor dem Unfall verbracht, er weiß, was Haider vor dem Unfall gesprochen, getan und vielleicht getrunken hat.
Der Kronzeuge
Petzner wurde im ganzen Land bekannt, als er bei
der Pressekonferenz zu Haiders Tod in Tränen ausbrach und anschließend in Ö
3 zu blumig über sein persönliches Verhältnis zu Haider sprach. Seither
hat Petzner – den Haider immer als seinen Nachfolger sah – geschwiegen.
Sowohl gegenüber dem Buchautor Wisnewski als auch gegenüber zahllosen
Journalisten (vom Spiegel bis zur New York Times) hat Petzner zuletzt
weitere Interviews verweigert.
Letzte Woche – nach Lektüre des Buches – hat sich Petzner entschlossen, in ÖSTERREICH sein Schweigen zu dieser Causa zu beenden.
Neue Ermittlungen
Die Aussagen von Petzner im heutigen und
morgigen ÖSTERREICH sind politisch höchst brisant. Petzner legt erstmals
offen, was in den Stunden vor dem Unfall hinter den Kulissen geschah: Dass
sich Haider mit Strache (fast) auf eine Koalition mit der ÖVP geeinigt
hatte, dass er – als einer der Ersten – brisante Informationen zur
Finanzkrise und den Spekulationen der Banken hatte. Dass er diese
Informationen selbst als „gefährlich“ bezeichnet hat. Dass er direkt vor
seinem Tod alle Details über die atemberaubenden Spekulationsgeschäfte der
AvW erfahren hat.
Petzner behauptet nicht, dass Haider ermordet wurde – aber er sagt klar, dass er die Ermittlungen des Kärntner Staatsanwaltes für politisch manipuliert hält, dass der veröffentlichte Unfallbericht nicht mit den heute bekannten Fakten übereinstimmt, dass weder die Unfall- noch die Lokal-Zeugen richtig befragt wurden.
Forderung
Petzner fordert deshalb heute in ÖSTERREICH von
Justizministerin Bandion-Ortner eine neue Untersuchung des Todes von Jörg
Haider. Er will, dass die Ermittlungen mit unabhängigen Experten neu
durchgeführt werden.
AM MONTAG IN ÖSTERREICH: Stefan Petzner enthüllt, was bei den Ermittlungen hinter den Kulissen geschah – und wie der Staatsanwalt manipuliert hat. Und warum der Haider-Unfall ein Justiz-Skandal ist.
ÖSTERREICH: Herr Petzner, warum geben Sie jetzt – bald ein
Jahr nach dem Tod von Jörg Haider – erstmals ein Interview zu den
Hintergründen dieses Unfalls? Sie haben neun Monate in dieser Causa
geschwiegen ...
ÖSTERREICH: Warum haben Sie bisher geschwiegen?
ÖSTERREICH: Sie wollen zum ersten Mal offen darüber reden,
ob es ein Unfall oder ein Mordanschlag war?
ÖSTERREICH: Sie halten auch ein Attentat für möglich?
ÖSTERREICH: Was würde für ein Attentat sprechen?
ÖSTERREICH: Wieso sind Sie sich sicher, dass ein lebender
Jörg Haider die Große Koalition verhindert hätte?
ÖSTERREICH: Da hätte es aber wohl mächtige
Interessengruppen aus der Wirtschaft gegeben, die das zu verhindern
gewusst hätten.
ÖSTERREICH: Also war es Ihrer Meinung nach ein Attentat,
das entweder politisch motiviert war oder von mächtigen Finanz-Lobbies
kam?
ÖSTERREICH: Es stimmt also nicht, dass er eine Flasche
Wodka getrunken und dann mit 1,8 Promille ins Auto gestiegen ist?
ÖSTERREICH: Was ist dann Ihre Erklärung?
ÖSTERREICH: Sie glauben an ein politisches Attentat?
ÖSTERREICH: Gerhard Wisnewski behauptet in seinem neuen
Haider-Buch: Auf der Straße stand ein Fahrzeug, das Haiders Auto
beschossen hat. Weiter hinten stand ein Baufahrzeug, das den Phaeton,
nachdem er zum Stillstand kam, so demoliert hat, dass man den Beschuss
nicht mehr sehen konnte. Wagen und Leiche wurden präpariert – es war
ein Mord.
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