"Outing" im Pfarrblatt: Kirche stellt "schwarze Schäfchen" an Pranger.
Ein Weinviertler Pfarrer veröffentlichte die Namen jener, die aus der Kirche ausgetreten sind. Datenschützer und Erzdiözese verurteilen das: Gesetzwidrig.
Sitzendorf – ein 2.000-Seelen-Ort und, laut Eigendefinition, „die Perle des Schmidatales“. Ausgerechnet ein Pfarrblatt sorgt nun für gewaltige Aufregung. Pater Nicolaas Janssens hatte in der aktuellen Ausgabe eine Liste der Kirchenaustritte veröffentlicht – mit vollständigen Namen der Personen. Die Betroffenen schäumen darüber, dass sie an den „Sünden-Pranger“ gestellt wurden.
Pfarrer entschuldigt sich und flieht vor Medienrummel
Pfarrer Janssens betont inzwischen zerknirscht, dass es ihm nur um eine vollständige Auflistung der Pfarrereignisse gegangen sei, verletzen wollte er damit niemanden. Mittlerweile ist der Kirchenmann auf Tauchstation gegangen, der Medienrummel rund um seine Pranger-Aktion ist ihm zu viel geworden. Bürgermeister Leopold Hummel (ÖVP) nimmt den Pfarrer in Schutz: „Nachteil wird jenen, die veröffentlicht wurden, sicher keiner entstehen. So erzkonservativ ist hier keiner.“
Datenschützer: „Betroffene könnten Klage einbringen“
Auch die Kirche hat reagiert: „Der Herr Pfarrer hat sich mehrfach entschuldigt. Die heftigen Reaktionen machen ihn sehr betroffen“, so Janssens direkter Vorgesetzter, Dechant Christian Blauensteiner. Die Veröffentlichung sei „nicht klug“ gewesen.
Gregor König von der Datenschutzkommission sieht die Veröffentlichung deutlich anders: „Dem Pfarrer könnte sogar eine Zivilrechtsklage drohen.“ Inzwischen hat auch die Erzdiözese Wien reagiert: „Die Veröffentlichung der Namen von aus der Kirche Ausgetretenen ist gesetzwidrig“, wird betont. Das sei sowohl nach staatlichen wie nach kirchlichen Vorschriften nicht erlaubt.