Belästigungsvorwürfe

Pilz: "Man wollte mich ausschalten"

05.11.2017

Was kurz vor Peter Pilz’ Rücktritt passierte und was ein Zeuge zum Alpbach-Vorfall sagt.

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Nach seinem Rücktritt stellt sich Peter Pilz um 10 Uhr LIVE auf oe24.TV im ersten TV-Interview nach den Belästigungsvorwürfen den Fragen von Wolfgang Fellner.

Am Freitag dachte Peter Pilz keine Spur an Rücktritt. Trotzdem berief er wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung für Samstag eine Pressekonferenz ein.

Noch in derselben Nacht eskalierten die Ereignisse: Zu den Beschuldigungen seiner ehemaligen Assistentin kam eine neue Anschuldigung wegen sexueller Belästigung.

Samstagfrüh. Den Falter-Chef Florian Klenk hatte die brisante Nachricht eines Users erreicht. Der Vorwurf: Er sei einer der Zeugen eines sexuellen Übergriffes von Pilz beim Forum Alpbach 2013 gewesen.

„Um 7.45 konfrontierte ich Pilz mit den Vorwürfen via SMS“, schreibt Klenk: „Pilz rief um 7.52 zurück und erklärte, er könne sich an den Abend nicht erinnern, er sei aber in Alpbach gewesen (…) Er werde nun aufgrund dieses Vorwurfs zurücktreten.“

Samstagvormittag. „Als die Vorwürfe kamen, dachte ich mir: Jetzt reicht es, und ich mag nicht mehr“, schildert Pilz im ÖSTERREICH-Interview. Um 10.30 Uhr, im Wiener Café Landmann, verkündete Pilz seinen Rücktritt.

Peter Pilz wittert eine Verschwörung

Sonntag. Die „Kampfeslust“ sei inzwischen zurückgekehrt, so Pilz am Sonntagnachmittag. Denn: Er wittere eine Verschwörung. Und zwar gleich von zwei Seiten – den Grünen und der SPÖ.

Stauber & Niko Kern. Bei den Anschuldigungen der Grünen gehe es ganz klar darum, seine Liste „zu beschädigen“. Verdächtig finde Pilz aber auch, dass einer der Zeugen des Alpbach-Eklats – Pilz soll damals in angeheitertem Zustand eine junge EVP-Kollegin überall angefasst haben – ein SPÖ-Politiker ist: Oliver Stauber. Anwalt und gemeinsam mit Niko Kern Gründer der „Sektion ohne Namen“.

Stauber bezeichnet Pilz’ Verschwörungstheorie gegenüber ÖSTERREICH als „abstrus“: „Was hätte ich davon? Wir haben einen wichtigen Partner in der Opposition verloren.“

Pilz zu ÖSTERREICH: „Ich lasse mir nicht alles gefallen.“

Pilz im Interview: »Kampfeslust ist zurückgekehrt«

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen mit Ihrem Rücktritt?

Peter Pilz: Ich bin mit mir selbst im Reinen und froh, dass ich eine klare Entscheidung getroffen habe. Aber jetzt kommen ständig neue Informationen, die immer stärker darauf hindeuten, dass im Hintergrund politische Absichten eine Rolle spielen. Es geht um die Beschädigung einer neuen Liste noch vor ihrem ersten Tag im Parlament.

ÖSTERREICH: Sie orten eine Verschwörung der Grünen?

Pilz: Was da im grünen Klub seit Dezember 2015 passiert ist, war ein von oben organisierter Versuch, mich politisch auszuschalten. Das geht jetzt gegen den neuen Klub weiter.

ÖSTERREICH: Wie lief das bei den Grünen ab, nachdem ­Ihre Mitarbeiterin diese Anschuldigungen erhoben hat?

Pilz: Was mich überrascht hat, war, dass mir nur die Anschuldigung zur Kenntnis gebracht wurde. Als ich nach den konkreten Vorwürfen gefragt habe, lautete die Antwort: Zuerst müsse ich mich schuldig bekennen. Das hat nichts mit Rechtsstaat zu tun. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass so etwas bei den Grünen möglich ist.

ÖSTERREICH: Und wie passen die Forum-Alpbach-Vorwürfe zu der Verschwörungstheorie?

Pilz: Die Aktion ist offensichtlich nicht von der Betroffenen ausgegangen. Es gibt Hinweise, dass das aus einer Partei kommt. Wir sind dabei, das genau zu recherchieren.

ÖSTERREICH: Wenn Sie sich nicht an den Vorfall erinnern, wie Sie behaupten, warum sind Sie zurückgetreten?

Pilz: Ganz ehrlich: Als die Vorwürfe am Samstag eine Stunde vor der Pressekonferenz kamen, dachte ich mir: „Jetzt reicht es und ich mag nicht mehr.“ Das war ein Punkt, wo ich alles hinter mir lassen wollte. Gleichzeitig wollte ich Betroffenen Respekt zeigen und klar machen, dass ich solche Vorwürfe sehr ernst nehme.

ÖSTERREICH: Spielen Sie mit dem Gedanken an einen Rücktritt vom Rücktritt?

Pilz: Das ist derzeit keine Überlegung. Was ich will, ist Aufklärung: Will man hier einer neuen Kraft zu Beginn ihrer Arbeit schaden? Aber Sie merken, eine gewisse Kampfeslust ist zurückgekehrt. Ich lasse mir sicher nicht alles gefallen. Eine Zeitung stellt mich auf eine Stufe mit Weinstein, das ist letztklassig. Mit mir nicht!

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt mit der Liste Pilz weiter?

Pilz: Ich spreche nicht mehr für den Parlamentsklub. Das sollen andere machen.

ÖSTERREICH: Aber Sie bleiben Parteichef?

Pilz: Darüber haben wir noch nicht gesprochen, und ich habe noch keine persönliche Entscheidung getroffen. (fis)

 

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