Forderung

Pilz will unabhängige Plagiatsjäger

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Die Dissertationen sämtlicher Politiker sollen überprüft werden.

"Die Universitäten versagen völlig bei der Plagiatbekämpfung", ist sich Peter Pilz sicher. Der Grüne Sicherheitssprecher fordert daher eine unabhängige Stelle für Plagiatforschung bei Dissertationen und Abschlussarbeiten, wie er sagte. Auch ein Stichprobensystem könne er sich gut vorstellen, bei der "eine gewisse Zahl, beispielsweise fünf Prozent", der Arbeiten auf Plagiat geprüft werden sollen. Weiters spricht er sich dafür aus, Dissertationen sämtlicher Regierungsmitglieder und Nationalratsabgeordneter prüfen zu lassen - "weil es da grundsätzlich um Vertrauensfragen geht", so Pilz. "Dann ist das alles vom Tisch".

Unis prüfen selbst
Derzeit werden wissenschaftliche Abschlussarbeiten von den Universitäten selbst geprüft, in einzelnen Fällen wird auch mit der österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität zusammengearbeitet. Bei Plagiatsverdachtsfällen können auch externe Experten miteinbezogen werden, wie die Uni Wien heute in einer Aussendung betonte. So wurde beispielsweise die Dissertation von Ex-Wissenschaftsminister EU-Kommissar Johannes Hahn nach Plagiatsvorwürfen 2007 von der Universität Zürich begutachtet. Unabhängig sei diese laut Pilz jedoch nicht. "Das ist absolut lächerlich", meinte er. Das sei ein "dubioser Fall" gewesen, bei dem es sich "um keine wirkliche Überprüfung, sondern um eine Gefälligkeit gehandelt haben dürfte".

Verdachtsfälle wie dieser sollten daher unabhängig durch die neu zu schaffende Stelle überprüft werden, so Pilz. Derzeit sei er in Gesprächen, wie viele Personen und welche Ausrüstung dafür notwendig wären. Pilz will auch Mitglieder der neu gegründeten "Initiative Transparente Wissenschaft" einladen, um "ein gemeinsames Modell zu erarbeiten, das wir dann im Parlament einbringen können". Die Initiative, die online zur kollektiven Überprüfung von u.a. Hahns Dissertation aufgerufen hat, begrüßt Pilz: "Das sind gute Leute, wir fangen Gott sei Dank nicht bei Null an."

Hahn-Arbeit geprüft
Pilz hatte kürzlich den als "Plagiatsjäger" bekanntgewordenen Medienwissenschafter Stefan Weber beauftragt, die Doktorarbeit Hahns zu prüfen, bis Mitte April sollen erste Ergebnisse vorliegen. "Wir werden das Ergebnis veröffentlichen", betonte Pilz, "ganz egal, was dabei rauskommt."

Vertreter der Uni Wien hatten in den vergangenen Tagen bekräftigt, eine Überprüfung von Hahns Dissertation nur bei einer Anzeige bzw. Aufkommen neuer Tatsachen aufnehmen zu wollen. Bereits 2007 war ihm von Weber vorgeworfen worden, "absolut schlampig gearbeitet" und "seitenweise abgeschrieben" zu haben. Das Gutachten der Uni Zürich entlastete Hahn, auf die Einleitung eines Plagiatprüfungsverfahrens wurde daher verzichtet.

Jährlich 5.000 Arbeiten geprüft
Wie die Uni Wien mitteilte, werden jährlich mehr als 5.000 Arbeiten geprüft. Seit 2004 habe es zehn (Selbst-)Anzeigen und sieben Aberkennungen akademischer Grade gegeben. Wird ein Plagiat festgestellt, kann die Arbeit nicht beurteilt werden. "Für den Studierenden heißt es zurück an den Start, neues Thema, neue Arbeit", so die für Plagiatprüfung zuständige Studienpräses Brigitte Kopp.

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