Der Ex-Grüne wird sein Mandat doch nicht annehmen und attackiert jetzt seine Kritiker.
Er werde sein „Mandat nicht annehmen“, erklärte Peter Pilz im großen oe24.TV-Interview gestern nach anfänglichem Zögern. Damit steht die Liste Pilz ohne Namensgeber da. Der Ex-Grüne sieht sich aber offenbar als „Opfer“ von „politischen Intrigen“. Wie berichtet, wurde am Freitag bekannt, dass eine Ex-Mitarbeiterin von Pilz sich 2015 wegen 40 Fällen von mutmaßlicher sexueller Belästigung durch ihn an die Gleichbehandlungsanwaltschaft gewendet habe. Pilz streitet die Vorwürfe ab. Und präsentiert nun sein damaliges „Tagebuch“ (siehe unten). Und wirft den Grünen vor, ein „Geheimtribunal“ gegen ihn veranstaltet zu haben. Die Grünen (siehe auch Insider) hatten Pilz 2016 mit den Vorwürfen der Mitarbeiterin konfrontiert.
+++ Staatsanwaltschaft prüft Pilz-Vorwürfe auf Stafbarkeit +++
Drei Zeugen belasten Pilz mit Vorfall in Alpbach
Eingeholt wird Pilz auch von einem weiteren Vorfall. 2013 soll er – im Rahmen des Forums Alpbach – eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei körperlich bedrängt haben. Einer von mittlerweile drei Zeugen ist der SPÖ-Politiker Oliver Stauber. Pilz, der zunächst erklärt hatte, sich nicht an den Abend zu erinnern, erklärt jetzt, dass er „aufklären will, warum ein SP-Mandatar eine zentrale Rolle“ bei dieser Causa spiele. Stauber hatte der Frau, laut Eigenangaben, geholfen und will den Vorfall auch vor Gericht bezeugen.
Pilz im Tagebuch über die Mitarbeiterin: "Sie macht mir Vorwürfe und immer mehr Druck"
Pilz beschreibt in seinem Tagebuch, wie es zum Streit mit seiner Assistentin kam.
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Montag, 9. November 2015: Mein Verhältnis zu Z. verschlechtert sich immer schneller. Sie sieht nicht ein, dass ich sie nicht zur Referentin machen kann. Sie macht mir Vorwürfe und immer mehr Druck. Es geht um Geld. Aber vor allem geht es um Anerkennung. Sie will schnell nach oben.
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Dienstag, 10. Dezember: Die Arbeit mit Z. ist inzwischen unerträglich geworden. Ich habe alles probiert, aber sie eskaliert weiter. Gudrun meint, dass ich mich so schnell wie möglich von ihr trennen muss.
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Mittwoch, 16. Dezember: Am Ausgang unseres Klubs wartet Eva Glawischnig auf mich. Sie zieht mich in ein Eck: „Peter, ich hab' was mit dir zu besprechen. Es gibt schwere persönliche Vorwürfe von Mitarbeitern gegen dich.“ Ich bin ratlos. Wer macht Vorwürfe?
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Donnerstag, 17. Dezember: Eva eröffnet: „Peter, es geht um deine Mitarbeiterin Z. Sie hat eine Beschwerde eingebracht wegen sexueller Belästigung.“ Ich bin fassungslos, frage nach konkreten Vorwürfen: „Ich kenne sie auch nicht.“ Nur eines wird klargestellt: Es handle sich ausschließlich um verbale Belästigung.
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Donnerstag, 14. Jänner 2016: Vor einem Monat hat alles begonnen. Bis heute weiß ich nicht mehr. Ich bin ja kein marokkanischer Silvesterfeierer in Köln, sondern ein österreichischer Abgeordneter in Wien.
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Dienstag, 23. Februar: Ich schreibe, so gut es geht, die Vorwürfe mit: „Er nannte mit Baby, Picolla und Lange.“ Oder: „Einmal fragte er mich, welches Parfüm ich verwende. Dann sagte er zum Parfum: „Was nützt das Höschen aus Paris, ist das Mädchen drunter mies“. (…) Z. hat eine Geschichte einer seltsamen Verfolgung konstruiert. Teile sind frei erfunden, andere Teile verzerrt.
+++ Kolba will Peter Pilz zu Einzug überreden +++
Peter Pilz: "Es gibt keinen Rücktritt vom Rücktritt"
oe24.TV: Hätten Sie sich vorgestellt, dass einmal so ein Shitstorm auf Sie niedergeht, Sie am „Kurier“-Cover als Vergewaltiger der Nation durch den Dreck gezogen werden? Das muss ein fürchterliches Wochenende gewesen sein …
Peter Pilz: Das war äußerst unangenehm und ich habe so etwas noch nie erlebt. Das Allerwichtigste ist jetzt schonungslose Aufklärung: Was ist da passiert und wer steckt dahinter.
oe24.TV: Es gibt eine Anzeige Ihrer früheren Assistentin bei der Gleichbehandlungskommission, dass Sie sie verbal in 40 Fällen belästigt haben. Stimmt das?
Pilz: Nein. Ich habe zum Glück damals penibel Tagebuch geführt. Dieses Tagebuch wird jetzt veröffentlicht. Mich hat damals Eva Glawischnig informiert, dass es eine Beschwerde einer Mitarbeiterin gibt. Ich war mir sicher, um wen es geht. Nur bin ich von etwas anderem ausgegangen – ich wollte die Mitarbeiterin kündigen.
oe24.TV: Das war ein Arbeitskonflikt?
Pilz: Ja. Die Mitarbeiterin wollte zur Referentin befördert werden. Ich habe das mit der Klubleitung besprochen, es hieß, dass die Mitarbeiterin davon weit weg ist. Sie hat mich unter Druck gesetzt, mit Arbeitsverweigerung gedroht, wenn ich ihr den Job nicht besorge. Ich hab ihr mitteilen lassen, dass das zur Kündigung führen wird. Im selben Moment ist sie in Krankenstand gegangen. Ich hab geglaubt, um diesen Konflikt geht es. Dann werde ich in die Klubleitung zitiert und mir wird gesagt, der Vorwurf lautet sexuelle Belästigung. Ich war fassungslos. Weil es so etwas nie gegeben hat.
oe24.TV: Sie wollten eigentlich kämpfen. Dann rief vor Ihrer PK am Samstag ein „Falter“-Redakteur an, erzählte von einem Vorfall in Alpbach – er hätte Zeugen, dass Sie dort eine Frau begrapscht hätten …
Pilz: Ich konnte darauf keine Antwort geben, weil mir ein derartiger Vorfall nicht erinnerlich ist. Es geht aber auch darum, dass Männer eine Verpflichtung haben, derartige Vorwürfe ernst zu nehmen.
oe24.TV: Mittlerweile kennen Sie die Zeugen. Der Kronzeuge ist der Vorsitzende der SPÖ-„Sektion ohne Namen“.
Pilz: Als ich das erfahren habe, war für mich klar: Die ganze Geschichte hat möglicherweise doch einen Namen, nämlich SPÖ. Ich verstehe schon, dass weder in der SPÖ noch bei den Neos Begeisterung darüber herrscht, dass wir jetzt als einzig wirklich fähige Opposition in den Nationalrat einziehen.
oe24.TV: Was sagt Ihre Frau zu all dem?
Pilz: Wir stehen das gemeinsam durch. Mir ist das Wichtigste, wie es uns beiden damit geht. Das war auch am Samstag der entscheidende Grund – wenn man an die Grenze der persönlichen Belastbarkeit kommt, geht es nicht nur um Argumente.
oe24.TV: Sie waren am Samstag am Ende Ihrer Kräfte?
Pilz: Ja. Da wusste ich noch nichts über die politischen Hintergründe. Am Sonntag hab ich dann etliches recherchiert. Plötzlich hab ich gesehen: hoppala …
oe24.TV: Werden Sie Ihren Rücktritt zurücknehmen? Über 80 % der Pilz-Wähler wollen, dass Sie weitermachen.
Pilz: Das eine ist, dass viele Leute sich bei mir melden und sagen, wir haben dich gewählt, geh gefälligst ins Parlament. Die andere Seite ist, dass es persönliche Grenzen gibt. Wir müssen raus aus dem allen, brauchen wieder ein anderes Leben. Stand heute: Nein, es gibt keinen Rücktritt vom Rücktritt.
oe24.TV: Sie wollen Ihre Frau dem allen nicht aussetzen.
Pilz: Das ist mir jetzt das Allerwichtigste: mein zutiefst persönlicher und privater Bereich. Mein Leben einfach. Um das geht es jetzt.