Die PISA-Ergebnisse liegen noch nicht vor - doch bereits jetzt wird heftige Kritik an der Studie geübt.
Kurz vor der mit Spannung erwarteten Präsentation der PISA-Ergebnisse 2007 gerät die Studie ins Kreuzfeuer der Kritik: Im Buch "Pisa zufolge Pisa“, das am Montag erscheint, analysieren 18 europäische Bildungsexperten die internationale Schüler-Vergleichsstudie der OECD. Die ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek und Bildungsforscher Stefan Hopmann vergleichen in ihrem Artikel die Reaktionen bzw. das Schweigen der PISA-Führung auf Kritik mit dem Conterganskandal in den 60er Jahren.
Zweisprachige Druckfahnen
ÖSTERREICH liegen die zweisprachigen
Druckfahnen vorab vor: "PISA als wirtschaftliches Unternehmen zu
verstehen, in der gleichen Art wie Chemie Grünenthal (Pharmafirma, die das
Schwangerschaftsmedikament Contergan auf den Markt brachte, Anm.), ist
angemessen. Kritik zu ignorieren, zu verschweigen, oder einfach zu
marginalisieren schädigt eine Marke weniger als eine öffentliche
Auseinandersetzung. Eine öffentliche Widerlegung birgt das Risiko in sich,
dass einige Auftraggeber nicht mehr völlig überzeugt sein könnten“.
Und weiter: „Der Vergleich (mit Contergan, Anm.) mag übertrieben wirken. Contergan führte zu Tausenden behinderten Neugeborenen, während PISA im schlechtesten Fall nur die Ausbildung der Kinder schädigt. Aber andere Ähnlichkeiten sind auffallend: PISA hat einen hohen Marktanteil zu verteidigen: Die meisten staatlichen Gelder für Bildungsforschung werden heutzutage in PISA und Ähnliches gesteckt. Keine Sorge: Niemand wird PISA für Fehler verklagen wie im Fall der Pharmafirmen. Kein anderes Gericht als jenes der öffentlichen Meinung zählt. Aber wir glauben, dass sie das strengste Gericht überhaupt ist“.
Sofortige Abschaffung
Brinek und Hopmann verlangen die sofortige
Abschaffung der Länder-Rankings: „Das Produkt mit dem größten öffentlichen
Interesse, die nationalen Rankings, ergeben sich aus so vielen
Schwachstellen, dass sie sofort abgeschafft werden sollten“. Die
Durchführung weise so viele Schwachstellen auf, sodass die Studie
wissenschaftlich unhaltbar sei. PISA sei im besten Fall eine interessante
Jugendstudie. Aber wissenschaftliche Vergleiche der Leistungsfähigkeit der
Bildungssysteme würden sich so nicht begründen lassen.