Polizeikontrolle
Platter will die BIA auflösen
19.03.2008
Der Innenminister will das Büro für Interne Angelegenheiten durch ein Antikorruptionsamt ersetzen - die SPÖ zeigt sich durchaus gesprächsbereit.
ÖVP-Innenminister Günther Platter will das Büro für Interne Angelegenheiten durch ein schon länger geplantes Bundesamt für Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention ersetzen. Mit diesem Plan will er noch Ende Mai in den Ministerrat gehen. Vorher wird es noch Gespräche mit dem Koalitionspartner SPÖ geben.
Zu den Aufgabengebieten des neuen Amtes wird neben der Untersuchung von Amtsmissbrauch, Geschenkannahme und der Verletzung des Amtsgeheimnisses auch die Zusammenarbeit mit internationalen Behörden sein. Für die Sicherheitsdienststellen soll es eine Meldepflicht geben.
Antikorruptionsamt ab 2009
Das Antikorruptionsamt soll ab Jänner
2009 seine Arbeit aufnehmen. Es soll zwar weisungsgebunden sein, allerdings
müsste die Weisung in schriftlicher Form erfolgen. Der Leiter soll - wie
beim Rechnungshof - für zwölf Jahre bestellt werden, politische Mandatare
oder Volksanwälte sind für diesen Posten nicht vorgesehen.
Kontrolle der Kontrolle
Zusätzlich soll eine Kommission kommen,
als Kontrollstelle für das Antikorruptionsamt. Das unabhängige und
weisungsfreie Gremium soll überprüfen, ob eventuelle Vorwürfe gegen das
Bundesamt gerechtfertigt sind. Das neue Anti-Korruptions-Amt soll laut
Platter zu einer Art "Anschlussstück" an die
Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption werden.
Im Zeitplan vorgesehen sind jetzt Gespräche mit SPÖ-Justizministerin Maria Berger. Am 1. April (in 12 Tagen) soll der Entwurf in Begutachtung gehen, die Voraussetzungen sind verfassungsrechtlich zu schaffen.
BIA im Aus
Das Büro für Interne Angelegenheiten war erst 2001
gegründet worden. Diese Sondereinheit hatte der schwarze Innenminister Ernst
Strasser ins Leben gerufen.
SPÖ ist gesprächsbereit
Justizministerin Berger sieht
in Platters Plänen einen Schritt in die richtige Richtung. Allerdings will
sie einige Punkte in dem Entwurf noch besprechen. Vor allem interessiert
Berger, wie eng die Zusammenarbeit des Amtes mit der
Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption sein wird. Hier kann sie sich eine "enge
Verbindung" vorstellen, Berger spricht von "Zwillingen".
Auch SPÖ-Sicherheitssprecher Rudolf Parnigoni begrüßte Platters Pläne.
Grüne sehen Farce
Der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz
ortet demgegenüber einen "verantwortungslosen Alleingang" von
Platter. Die ÖVP sei "nach wie vor die Schutzpartei der Korruption",
so Pilz. Nach den Erfahrungen mit drei ÖVP-Innenministern müsste man die
Korruptionsbekämpfung in den Justizbereich übersiedeln und verhindern, dass
ÖVP-Innenminister weiterhin direkten Zugriff auf Korruptionsermittler haben.
Die neue Behörde sei nur ein Plan zum Schutz der ÖVP vor
Korruptionsbekämpfung, empört sich Pilz.
Blaue orten keine Verbesserung
Für FPÖ-Generalsekretär
Harald Vilimsky handelt es sich bei dem neuen Amt nur um eine
"Platter-Geheimpolizei, die statt BIA jetzt einen neuen Namen bekommt". Er
fordert "eine unabhängige und weisungsfreie Antikorruptionsbehörde, auf die
kein Minister mehr einen Zugriff hat". Die Auflösung des BIA sei ein
"Schuldeingeständnis des ÖVP-Innenministers, dass hier vieles im Argen
gelegen ist".
Orange finden sich bestätigt
BZÖ-Chef Peter Westenthaler
sieht in der Auflösung des BIA die eigenen Forderungen erfüllt: "Platter hat
gut daran getan, die Warnungen des BZÖ ernst zu nehmen, da sich schon sehr
bald herausstellen wird, welche Machenschaften dieser schwarze Geheimdienst
im Innenministerium zu verantworten hat."