Gesudere auf YouTube
Polit-Stars und ihre Ausrutscher im Internet
25.05.2008
Sie sind die neuen Stars im Internet: Auf Video-Plattformen wie YouTube sind Ausraster, Hoppalas und starke Sager von Politikern der Renner.
Der niederösterreichische Landeshauptmann ist der beliebteste Politiker – zumindest im Internet: 139.643 Mal wurde „Das wahre Gesicht des Erwin Pröll" seit Jänner auf YouTube angeklickt. Kein Wunder: Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein ÖVP-Landeschef einen Pfarrer beschimpft. Ein Amateurfilmer hat den Vorfall vor zehn Jahren festgehalten und im Jänner 2008 wenige Wochen vor der Landtagswahl ins Internet gestellt.
Ausrutscher auf Abruf
Für die Politiker sind mit dem Erfolg von
Video-Plattformen im Internet härtere Zeiten angebrochen: Jeder noch so
kleine Ausrutscher, der sonst schnell wieder vergessen wäre, kann im Netz
immer wieder abgerufen werden. Wer Alfred Gusenbauers „Gesudere“-Sager im
ORF verpasst hat, sucht den Clip einfach auf YouTube. 66.487 Mal wurde das
Video in den vergangenen zwei Monaten angesehen.
Das wahre Gesicht der Erwin Pröll
Regierungsbildung auf Steirisch
Kontrollverlust
Der Politologe Peter Filzmaier glaubt an
langfristige Auswirkungen auf die Politik: „Die Politiker verlieren die
Kontrolle über ihre Kampagnen“, analysiert er im Gespräch mit ÖSTERREICH.
Andererseits werde das Internet auch gezielt von den Parteistrategen
genutzt, um ihre Botschaften an die eher junge Zielgruppe zu bringen. Dass
das aber auch gründlich schiefgehen kann, zeigt das aktuellste Beispiel: Der
Tiroler ÖVP-Kandidat und Profi-Schiedsrichter Konrad Plautz wurde mit einem
auf YouTube veröffentlichen Werbespot zur Lachnummer. Sein etwas
unbeholfenes „Griaß enk, i bin’s, da Konrad Plautz – aber es kennt’s mi eh
alle“ hat es in einer Woche auf knapp 5.000 Seher gebracht.
Beliebter Bruderkrieg
Besonders beliebt bei der
Internet-Generation sind die Protagonisten des dritten Lagers. Knapp 75.000
Seher verfolgten bisher auf YouTube, wie im TV der erbitterte Kampf um
Wählerstimmen zwischen FPÖ-Chef Strache und BZÖ-Chef Westenthaler außer
Kontrolle gerät. Noch populärer ist das schon beinah legendäre
ORF-Sommergespräch 2005 mit Strache und ORF-Mann Armin Wolf. Das kratzt
sogar schon an der 100.000er Marke.