SPÖ-Lehrer am Wort
Politik gibt "Pflaster auf Eiterwimmerl"
14.09.2009
Die roten Lehrervertreter fordern ein Gesamtkonzept für die Schulreform und unterstützen die Idee das Sitzenbleiben abzuschaffen.
Ein Gesamtkonzept für eine Reform des Schulsystems fordern SPÖ-Lehrervertreter. In den vergangenen Jahrzehnten sei Bildungspolitik immer nur Erste Hilfe gewesen, kritisiert der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Lehrervereins (SLÖ), Reinhard Dumser. Wenn irgendwo "ein Eiterwimmerl entdeckt wurde", habe die Bildungspolitik ein Pflaster drübergeklebt. Auch eine "Überschriftendiskussion" sei in der Bildungspolitik zu wenig, so Dumser.
Klassenwiederholungen abschaffen
Den Plan von
SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied, das Sitzenbleiben abzuschaffen,
unterstützt Dumser zwar prinzipiell. Der SLÖ sehe es aber kritisch, wenn
auch diese Frage unter dem Aspekt möglicher Einsparungen diskutiert werde.
Für die Abschaffung der Klassenwiederholungen treten auch Thomas Bulant,
Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) an
den Pflichtschulen, und SP-Bildungssprecher Elmar Mayer ein. Mayer meint,
man müsse bei der Schulreform unbedingt die Lehrer einbinden. Harte Kritik
hat er für die ÖVP übrig, er habe es satt, wie sich Bildungssprecher Werner
Amon und die ÖVP dabei "immer wieder durchschwindeln".
Gegen die "Bildungssackgasse"
Die Hauptforderung des
FSG an die Regierung ist derzeit, allen im Dienst befindlichen Lehrern einen
Bachelorabschluss zu ermöglichen, so Bulant. Die "Bildungssackgasse" -
einmal Volksschullehrer, immer Volksschullehrer - müsse ein Ende haben. Aus
dem Unterrichtsministerium hieß es dazu, dass eine solche
Weiterqualifizierung in die Konzepte der Arbeitsgruppen zum geplanten neuen
Lehrerdienstrecht einfließen sollen.
Studie gegen "Gagenkaiser"
Dass die öffentliche
Darstellung von Lehrern als "Gagenkaiser und Minderleister" (Bulant) nicht
stimme, sehen die roten Lehrervertreter durch eine im Auftrag des SLÖ
durchgeführte Umfrage bestätigt (durchgeführt im Mai 2009, Sample: 570
Eltern deren Kinder eine Volks- oder Hauptschule besuchen). Demnach fühlt
sich die überwiegende Mehrheit (88 Prozent) der Kinder in der Volks- und
Hauptschule sehr oder eher wohl (38 Prozent); gleichzeitig glauben 91
Prozent der Eltern, dass Lehrer ein sehr oder eher schwieriger Beruf ist und
87 Prozent schätzen, dass Disziplinlosigkeit und Verhaltensauffälligkeiten
bei Kindern zugenommen haben. 86 Prozent der Eltern sind mit ihrer
Zusammenarbeit mit den Lehrern sehr oder eher zufrieden, ebenso viele Eltern
gelauben, dass ihr Kind in der Schule sehr oder eher viel lernt.
Die Studie wurde laut Dumser deshalb erst jetzt veröffentlicht, weil sie im Zuge der Debatte um eine höhere Unterrichtsverpflichtung wohl nur als "kläglicher Versuch" der Lehrer wahrgenommen worden wäre, sich gut darzustellen. Und der Schulanfang sei ein guter Zeitpunkt um zu sagen, "wie fleißig die Lehrer sind".