Warum das Match Rendi-Wagner, Doskozíl und Babler in die Verlängerung gehen könnte.
Gespalten. Die Lage in der SPÖ scheint unübersichtlicher denn je – auch für viele Rote selbst. Dieser Tage – bis zum 10. Mai können noch die rund 150.000 SPÖ-Mitglieder abstimmen, ob sie lieber weiter Pamela Rendi-Wagner oder ihren Kontrahenten Hans Peter Doskozil oder Andreas Babler an der Spitze der SPÖ präferieren würden. „Ich weiß es einfach nicht. Mitglieder, die ich als pro Doskozil eingeschätzt hätte, haben Babler gewählt. Andere, die immer unzufrieden waren, haben Rendi gewählt. Ältere plötzlich Doskozil“ – hört man von echten Kennern aus diversen Lagern dieser Partei immer öfter.
Das Einzige, was immer mehr Sozialdemokraten als „sehr wahrscheinlich annehmen“, ist, dass die „drei Lager, wenn man es so nennen will, näher aneinander liegen könnten“, als viele glauben. Und dann könnte es richtig spannend werden. International wäre in so einem Fall – also wenn keiner der genannten Kandidaten eine absolute Mehrheit einfahren würde – eine Stichbefragung üblich. In Deutschland etwa hatte die SPD bereits die Zweitpräferenz abgefragt. In Frankreich müsste es eine Stichwahl geben. Selbiges gilt freilich für die Vorwahlen in den USA. Aber: Bevor überhaupt noch klar war, dass es einen dritten Kandidaten geben würde, hatten Rendi-Wagner und Doskozil bereits erklärt, dass sie sich zurückziehen würden, wenn sie „nicht Erste“ würden.
Wann Babler auf 2. Durchgang drängt
Einspruch. Der Traiskirchner Bürgermeister – der in den vergangenen Tagen immer mehr Zulauf auf seinen Veranstaltungen verzeichnen konnte – hingegen will eine Stichbefragung oder Stichwahl, falls die Ergebnisse knapper beieinander liegen würden. Dann würde er auch als Zweiter oder Dritter antreten, da es auch „um Klarheit“ gehe, wie seine Unterstützer sagen.
Etwas, das viele Rote mittlerweile unterstützen. „Sonst hätten wir erst Recht eine gespaltene Partei, wenn wir jemanden mit 35 Prozent als einzigen Kandidaten vorschlagen“, sagen bereits vier SPÖ-Präsidiumsmitglieder ÖSTERREICH. Dabei scheinen sie noch uneins, ob das per Mitgliederbefragung oder am Parteitag passieren solle. Das Lager von Doskozil sei derzeit aber „massiv dagegen“, berichten diese Spitzen-Rote. Die Unterstützer des burgenländischen SP-Landeschefs befürchten, dass „Babler dann gegen ihn bei einem Parteitag gewinnen“ könnte. Manch ein Unterstützer der amtierenden Parteichefin mutmaßt, dass Doskozil im Falle eines knappen Ergebnisses „eher plötzlich wieder Christian Kern gegen Andreas Babler ins Rennen schicken“ könnte, da er vor „einer Kampfabstimmung am Parteitag Angst“ habe. Kern allerdings hat zumindest offiziell „ausgeschlossen, Überraschungskandidat“ zu werden. Seine Chancen wären auch „nicht besser als jene von Doskozil, seit er mit diesem gemeinsam auftritt“, ätzt zudem ein Unterstützer Bablers.
Und wie stünden die Chancen für die drei Kandidaten auf einem Parteitag wirklich? Sollte Rendi-Wagner bei der Mitgliederbefragung als Erste durchs Ziel gehen, würden sie einerseits dieselben Funktionäre aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Obersteiermark streichen wie 2019. Damals sank sie auf 74 Prozent, plus einige Neue. Über 50 Prozent tippen aber die meisten. Bei einer Stichwahl Doskozil/Babler gehen aber tatsächlich SPÖler davon aus, dass „die große Mehrheit der Unterstützer von Rendi-Wagner dann zu Babler wechseln könnte“. Bringt die Entscheidung erst der Parteitag? Oder geht die Mitgliederbefragung eh anders aus, als viele Rote glauben?