Mittels sanfterer Stimme und neuem wirtschaftsliberalen Programm möchte FPÖ-Boss Herbert Kickl im Nationalratswahlkampf "Wandlungsfähigkeit" signalisieren. Ob ihm das gelingt?
Er hatte einst auch seinem damaligen Boss Heinz-Christian Strache geraten sich im Nationalratswahlkampf etwas sanfter zu geben. Die Rede ist von Herbert Kickl – damals FPÖ-Wahlkampfleiter – der heute selbst an der Spitze steht und Nummer eins werden will.
"Breiter werden", um "Nummer 1 zu werden"
Um das zu schaffen, müsse er „zumindest etwas breiter und ein wenig weniger aggressiv wirken“, meinen selbst langjährige Blaue. Bei der EU-Wahl wurde die FPÖ allerdings trotz laustarkem Poltern Nummer eins. Wie auch immer.
Kickl wollte "staatsmännischer wirken"
Kickl will jedenfalls im Nationalratswahlkampf beweisen, dass auch er wandlungsfähig sein könne und nicht nur eine Platte – jene des lautstarken Rabauken – bespielen könne. Deswegen redete er zunächst im oe24.TV-Sommertalk, dann auch im ORF-Sommergespräch plötzlich im Flüsterton. Das solle „staatsmännischer“ wirken, meinen zumindest einzelne Blaue.
Passiv-aggressiv gegen Martin Thür im ORF
Das ändert freilich wenig daran, dass Kickl gegen ORF-Moderator Martin Thür zwar auf einen leisen Tonfall, aber dennoch eine passiv-aggressive Form setzte. Das Feindbild Medien – und da explizit der ORF – werden den Ober-Blauen auch im Wahlkampf nicht verlassen.
Immerhin erwartet ein nicht unbeträchtlicher Teil der blauen Wähler ja auch diese Politik by Feindbildern.
Langjährige FPÖler meinen aber auch, dass „Kickl sich persönlich nicht neu erfinden kann. Er ist da nicht so wandlungsfähig wie es Jörg Haider war“.
Neues FPÖ-Programm Angebot an Wähler von Sebastian Kurz
Mit dem neuen blauen Wahlprogramm will Kickl – die Wirtschafts- und Sozialpolitik ist bestens mit ÖVP oder gar Neos kompatibel – setzt der FPÖ-Chef auf ein inhaltliches Angebot an ehemalige Wähler von Sebastian Kurz. Diesen erscheint er teilweise zu aggressiv und „zu sehr im Schwurblereck“, wie es ein türkiser Stratege erklärt. Mit einer eher neoliberalen Steuerpolitik solle das wettgemacht werden. Und der Flüsterton solle genau dieser Ex-Kurz-Klientel zeigen, dass „Kickl eh nicht so schlimm“ sei. Na dann.