Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat seine Aussage vor der WKStA in der Causa Kurz berichtigt und weitere Details des ÖVP-Machtkampfs geoutet.
Am 18. Mai läutet bei einem WKStA-Staatsanwalt das Telefon. Dran ist ein aufgeregter Reinhold Mitterlehner. Schon am 24. sitzt der Ex-ÖVP-Chef nach seiner ersten Einvernahme – ÖSTERREICH berichtete – erneut bei der WKStA. Grund: In einer Einvernahme von Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad durch die WKStA haben sich Widersprüche ergeben. So wollte sich Mitterlehner daran erinnert haben, dass ihn Konrad 2016 von einer Veranstaltung aus Reifnitz angerufen und ihm erzählt habe, Mitterlehners seinerzeitiger Intimfeind Sebastian Kurz habe ihn um (finanzielle) Hilfe gebeten.
Es was Stratzdorf nicht Reifnitz
Konrad gab aber an, Kurz habe nicht um Geld gebeten, in Reifnitz sei er auch nie gewesen. Mitterlehner in seiner neuen Aussage: Es habe sich nicht um eine „Spendenrallye“ für Kurz in Reifnitz, sondern einen Geburtstag von Raffeisen-Chef Walter Rothensteiner in Stratzdorf (NÖ) gehandelt. Und „Hilfe“ habe er finanziell verstanden: „Ich bin nicht nur von einer ideellen sondern auch materiellen Unterstützung für Kurz ausgegangen.“
»Kurz sammelte Spender«
Spannender ist aber eine andere Passage der Aussage: „Django“ – damals eben noch ÖVP-Chef – erzählt, wie „mich (2016) praktisch dauernd Leute kontaktierten, die mir erzählten, dass Kurz bei Unternehmern um Unterstützung wirbt“. Und weiter: „Ich habe ihn (Kurz) mit seinen Fundraisingversuchen anhand konkreter Personen konfrontiert, was er unwidersprochen zur Kenntnis nahm.“ Der Rest ist bekannt: Im Mai 2017 warf Mitterlehner hin – Kurz übernahm die ÖVP.
Kurz und Konrad - auch das wurde eine Feindschaft.
Doch zurück zu Konrad: Dem hatte Kurz laut den Protokollen eine neuerliche Bestellung als Flüchtlingskoordinator der Regierung in Aussicht gestellt - wenn er, Kurz, das auch groß verkünden dürfe, Konrad lehnte das laut eigenen Aussagen ab, er sei den Regierungschefs Christian Kern und Mitterlehner im Wort. Kurz hatte Konrad laut dessen Aussage offenbar auch auf eine Neuwahl einstimmen wollen – doch Konrad antwortete: "Willst du, dass die FPÖ Erster wird?" Und auch hier ist der weitere Lauf der Geschichte bekannt: Kurz und Konrad verbindet seitdem eine tiefe Abneigung.