In der ÖVP steht das Kanzler-Paar zunehmend unter Druck. Ihr Kampf.
Zeitdruck. Er selbst sieht das „Sommerloch“ dafür verantwortlich, dass über die VP-Unzufriedenheit mit ihm berichtet werde. Hinter den Kulissen des Kanzleramtes dürfte Karl Nehammer freilich begriffen haben, dass es eng wird. Die miserablen Umfragewerte – interne Umfragen zeigen die FPÖ klar vor der ÖVP –, die Landtagswahlen, die Teuerung seien ein „toxischer Mix“, sagen die ihm Wohlmeinenden in der ÖVP. Die anderen, und sie werden täglich mehr, sehen „die Endphase wie unter Spindelegger angebrochen“. Derzeit würde nur noch über „die Zeit danach – also nach Nehammer“ intern diskutiert, berichtet ein Spitzenfunktionär der Partei.
Nehammer und seine Frau Katharina beim Parteitag in Graz.
Wann diese Zeit anbreche, wisse freilich keiner. Denn, den Zeitpunkt könne nur er oder ein Koalitions-Ende entscheiden. Oder die VP-Wahlkämpfer in Tirol und Niederösterreich.
Der VP-Chef selbst scheint noch kampfeswillig. Er will mit einem engen – viele in seinen Reihen meinen, mit einem zu kleinen – Kreis noch einmal das Ruder herumreißen.
Eine zentrale Rolle nimmt jedenfalls Katharina Nehammer ein. Die Frau des Kanzlers – selbst einst Pressesprecherin von Ex-VP-Innenminister Wolfgang Sobotka sei ein „political animal“ und gebe „die Linie“ vor. Sehr zum Ärger vieler Schwarz-Türkisen.
»Mr Message Control« als letzter Strohhalm
„Das geht einfach nicht, sie sitzt in Sitzungen dabei. Sie entscheidet, wann und wem er Interviews oder Pressekonferenzen“ geben würde, behaupten VPler. Nehammer selbst hört jedenfalls auf seinen Lebensmenschen. Und sie rate ihm, keinesfalls das Kanzleramt freiwillig zu räumen. Dafür werde jetzt zunehmend der einstige Kommunikationschef von Sebastian Kurz, Gerald Fleischmann, eingesetzt.
Dieser – er ist im VP-Klub angestellt und sollte im Herbst in die Privatwirtschaft wechseln – sei zwar nie weg gewesen, habe das Ehepaar Nehammer davor aber nur in Medienfragen beraten. Er galt als Mastermind der Message Control von Kurz. Jetzt rede er angeblich auch über die Themen – vom Besuch Viktor Orbáns über einen neuen (alten) Fokus auf Zuwanderungspolitik – mit. Fleischmann und Kathi Nehammer halfen 2017 maßgeblich mit, Ex-VP-Chef Mitterlehner und Ex-SP-Kanzler Kern mürbe zu machen. Ihr damaliger Unterstützer, Sobotka, ist auch heute wieder an Bord und berät Nehammer.