Auch für die rote Parteichefin wird die Wahl am 29. Jänner zur Feuerprobe.
Eigentlich sollte die Landtagswahl in Niederösterreich eine entscheidende Schlacht für die ÖVP sein. Immerhin geht es darum, wie viel die Schwarz–Türkisen in ihrem Kernland verlieren werden. Jüngste Umfragen deuten daraufhin, dass VP–Landeshauptfrau Johanna Mikl–Leitner am 29. Jänner 43 bis 44 Prozent schaffen könnte. Das wären zwar immer noch mehr als sechs Prozentpunkte weniger als bei der letzten Landtagswahl und der Verlust der absoluten Mehrheit, aber die ÖVP würde das wie einen Sieg feiern, da ihr bereits nur 40 Prozent prognostiziert wurde.
Ganz anders schaut die Lage in der SPÖ aus, die plötzlich selbst gebannt auf Niederösterreich schauen muss. Zwar ist das größte Bundesland Österreichs alles andere als ein klassisches SPÖ-Kernland, aber falls SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl dort auf den 24 Prozent der letzten Landtagswahl kleben bleiben – oder nur wenig dazugewinnen – würde, wäre eine „Obfrau–Debatte programmiert“, sagen gleich mehrere SPÖ-Strategen. Dann würde, laut diesen Roten, Burgenlands Hans Peter Doskozil und dessen Mitstreiter SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner für das schwache Ergebnis verantwortlich machen und erneut versuchen „sie als Spitzenkandidatin zu kippen“. Dass Schnabl bei den letzten „Putschversuchen“ in der SPÖ eigentlich stets auf der Seite der Anti-Rendi-Wagner-Fraktion in der roten Welt stand, sei dabei „irrelevant“.
Wie Doskozil mobilmacht
Immerhin sei Burgenlands SPÖ – deren Landesgeschäftsführer Fürst zweifelt Rendi-Wagners Fähigkeit die SPÖ in die nächste Wahl zu führen, immer wieder offiziell an – wild entschlossen „Nägel mit Köpfen zu machen. Und das heißt bei den Burgenländern: „Sie mürbe zu machen, bis sie aufgibt“, erklärt ein Roter enerviert.
Im Hintergrund sammeln die Burgenländer jedenfalls Unterstützer für ihre Volte: Neben mehreren Ex-Mitarbeitern von Christian Kern wie etwa dessen Ex-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, der seit über drei Jahren in sämtlichen Bundesländern gegen sie mobilmacht, versucht man auch Salzburgs SPÖ-Chef David Egger immer stärker gegen sie in Stellung zu bringen.
Egger fehlte bei der SPÖ-Präsidiumsklausur ebenso wie Doskozil. Sollte der Salzburger bei seiner Wahl dieses Jahr erfolgreich sein, würde das „Dosko-Lager das für sich beanspruchen“.
Kampf gegen Ludwig und Gewerkschaft
Den Fans von Doskozil sind mittlerweile aber auch zwei Granden, die Rendi-Wagner stützen ein Dorn im Auge: Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und ÖGB-Boss Wolfgang Katzian sowie die Gewerkschaft insgesamt.
Und hier kommt wiederum Ex-SPÖ-Chef Christian Kern ins Spiel. Dieser sei 2016 „auch gegen den Willen des damaligen Wiener Bürgermeisters Häupl und der damaligen Gewerkschaftsführung installiert worden“, erklärt einer aus dem Lager der Gegner von Rendi-Wagner. Das sei damals mit anderen Bundesländern gegangen.
Die SPÖ-Vorsitzende werde aber „nicht hinhauen“, sagen ihre Fans. Aber: Es könnte zu einer Kampfabstimmung vor dem nächsten SPÖ-Parteirat, der vor einer Nationalratswahl stattfinden müsse, kommen. Tritt dann Hans Peter Doskozil offen an? „Bevor das passiert, werde nach einem Kompromisskandidaten gesucht“, sagt ein SPÖ-Stratege, der den Konflikt der zwei Lager in der SPÖ mit zunehmenden Grauen verfolgt. Nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Für Spannung ist gesorgt.