Politik-Insider

ORF-Zittern vor "Akte Stiftungsräte"

11.11.2022

Nach den blauen Chats um den ORF mehren sich Stimmen für ein neues Medien-Volksbegehren.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/ORF (Fotomontage)
Zur Vollversion des Artikels

Aufstand. Im ORF-Newsroom – TV, Radio und Online – ist die Emotion groß. Die Redakteursversammlung will nach dem Aus von Matthias Schrom als TV-Chefredakteur – dieser hatte bei Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Kollegen „vernadert“, so der Vorwurf – auch die zwei anderen Chefredakteursposten neu ausschreiben.

Das Ziel: Dass die Redaktionen und nicht die Politik entscheide. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann hatte im Fall Schrom rasch reagiert. Der Imageschaden und die aufgeheizte Stimmung seines Teams waren ihm klar. Kommt er auch jetzt den Redakteuren entgegen? Keine leichte Entscheidung.

Ein ORF-Insider meint: „Wir haben derzeit ein großes window of opportunity, wirklich was zu verändern“, dieses wolle die Mannschaft nützen. Und es könnte nicht nur auf die Chefredaktion beschränkt bleiben.

Nachdem Chats von FPÖ-Stiftungsräten mit Strache publik wurden, in welchen diese von großen Personalrochaden und Umstrukturierungen im öffentlich-rechtlichen Sender schwadroniert wurde, steigt auch der Druck auf den ORF-Stiftungsrat.

Ex-ORF-Direktor denkt über Volksbegehren nach

Wechsel. Dass es neben einem ÖVP-FPÖ-Sideletter über den ORF auch einen ÖVP-Grün-Nebenvertrag über die Aufteilung von Jobs im Stiftungsrat und der Geschäftsführung gab, setzt jetzt freilich auch die Grünen unter Druck. Werden sie eine Veränderung der Stiftungsratsstruktur – die Neos fordern das etwa – zustimmen? Würde das kommen, könnte ein neues ORF-Gesetz freilich auch die Ausschreibung der ORF-Geschäftsführung – also Generaldirektor und Direktoren – nötig machen.

Noch ist das freilich nicht so weit. Von der amtierenden Geschäftsführung soll niemand in den diversen Chats mit Thomas Schmid oder Strache aktiv involviert sein.

Allerdings dürfte die Nervosität innerhalb des ORF – und des Stiftungsrates – zunehmend größer werden, da es eine „Akte ORF-Stiftungsräte“ geben soll. Gab es noch weitere Stiftungsräte, die offen über die Aufteilung des ORF chatteten? Betrifft das nur Konversationen mit dem einstigen Ober-Blauen oder auch mit Thomas Schmid? Fragen, deren Antworten über die Zukunft des ORF mitentscheiden könnten.

Ein ehemaliger Direktor des Unternehmens, Karl Amon, denkt via zackzack.at bereits über ein neues Medienvolksbegehren nach. Das den ORF wieder einmal „entpolitisieren“ solle.

Zur Vollversion des Artikels