In Teilen der SPÖ wird ein Comeback von Christian Kern als SP-Chef vorbereitet. Warum er jetzt als neuer (alter) Kanzlerkandidat gute Chancen hat. Wer ihn forciert.
Entscheidung. Christian Kern ist derzeit wieder ein gefragter Star-Gast bei SPÖ-Events: Er war Gast beim Neujahrstreffen der SPÖ Burgenland, hielt ein Referat vor der SPÖ Simmering, war Hauptredner beim Wahlkampfabschluss der SPÖ Niederösterreich und wird als ebensolcher auch im April bei der SPÖ Salzburg auftreten. Alles nur Nostalgie? Nein. Der Ex-SPÖ-Kanzler könnte vielmehr der „lachende Dritte im Dauerstreit Hans Peter Doskozil gegen Pamela Rendi-Wagner werden“, berichten immer mehr Rote.
Kern und Rendi-Wagner
Denn: Die monatelangen Angriffe von Doskozil gegen die SPÖ-Chefin hätten jetzt beide ins Out geschossen. „Es muss bald eine Entscheidung in diesem Machtkampf, der die ganze Partei schädigt, geben“, sagen SPÖ-Spitzenfunktionäre. Und die könnte nicht für den burgenländischen SP-Chef ausgehen. „Man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter“, sagt etwa Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina ÖSTERREICH.
Er hielte zwar Doskozil für einen guten SP-Spitzenkandidaten, bezweifelt aber mittlerweile, dass er die Mehrheit der Partei hinter sich scharen könnte. Etwas, das sehr viele Rote inoffiziell bestätigen.
Allerdings glauben die meisten in der SPÖ, dass auch Rendi-Wagner, „so schade das auch sein mag, die Partei nicht mehr einen“ könne. Sie wollen jetzt den Druck auf Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erhöhen, damit dieser einen Kompromisskandidaten finde. Ludwig führt derzeit hinter den Kulissen ebenso Gespräche wie andere SPÖ-Spitzen über die Stimmung der Partei.Zwei Namen, die immer häufiger fallen: Ludwig und Kern.
Der Wiener Bürgermeister lehnt in allen Gesprächen den Wechsel an die Bundesspitze ab. Mehrere rote Granden haben auch mit Kern selbst gesprochen. Dieser soll nicht Nein gesagt haben.
Wann Kern wieder die SP übernehmen würde
Gespräche. „Er würde die SPÖ übernehmen, wenn sie ihn geschlossen wollen“, sagt ein Roter. In Teilen der SPÖ nimmt man ihm die Art seines übereilten Rücktritts 2018 freilich noch übel. Das müsste er ausräumen. Und Doskozil? Dieser hat sich bekanntlich vor einigen Monaten mit Kern – die beiden Roten hatten in der Zeit von Kern als Kanzler und SP-Chef nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis – ausgesöhnt und „hört mittlerweile auf die wirtschaftspolitische Expertise von Kern“, berichten Sozialdemokraten. Wenn er merke, dass er selbst keine Chance habe, könnte er sich hinter den Ex-Kanzler stellen, so das Kalkül jener in der roten Welt, die ein Comeback des heutigen CEO einer internationaler Firma befürworten.
Suche. Ob die Wiener SPÖ das goutieren würde, scheint offen.
Kerns Kritiker wenden ein, dass er „ja die Wahl 2017 verloren und viele Fehler gemacht“ hätte. Seine Fans hingegen verweisen darauf, dass er „im Unterschied zu der Regierung Wirtschafts- und Sozialkompetenz hat und ein exzellenter Redner“ sei. Die Frage, die sich stelle, sei, wen man in einer Krise „Leadership zutraut. Kern könnte Kickl als Nummer eins stoppen“, sagen derzeit Rote, die ihn noch vor einigen Monaten scharf kritisiert hatten. Und warten darauf, ob Ludwig eine Alternative präsentiert.