Gerüchte, „Leaks“, „Jugendsünden“ und Corbyn-Vergleiche: SP-interne Gegner, ÖVP und FPÖ eröffnen den Wahlkampf gegen den SPÖ-Chef.
„House of Cards“ auf Österreichisch. Die Dossiers gegen Hans Peter Doskozil waren bereits fix und fertig aufbereitet von ÖVP-„Giftköchen“. Die schwarz-türkise Partei hatte fix mit einem „Sieg“ des burgenländischen SPÖ-Landeschefs gerechnet und wollte ihn unter Dauerfeuer nehmen.
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Jetzt planen sie dasselbe mit Andreas Babler, dem tatsächlich neu gewählten SPÖ-Vorsitzenden. Auch gegen den Traiskirchner Bürgermeister gibt es Dossiers – und zwar gleich mehrere. Was ein bisschen nach House of Cards auf Österreichisch klingt, ist es auch:
Parteiinterne Rivalen aus der SPÖ Niederösterreich sollen schon im niederösterreichischen Wahlkampf im Jänner – damals befürchteten offenbar Unterstützer von Franz Schnabl, dass Babler diesen als Landeschef ablösen könnte – angelegt worden sein. Stattdessen wurde Sven Hergovich – ebenso wie Schnabl ein Unterstützer von Doskozil – an die SP-Landesspitze gehievt. Der „Video-Leak“ – also das Interview von Rudi Fussi mit Babler aus 2020, in dem dieser über die EU ätzte – soll via „freundlichem Tipp“ von niederösterreichischen Genossen an Medien gespielt worden sein. Diese weisen das freilich von sich.
Aus dem roten Doskozil-Unterstützer-Eck kommen allerdings auch Gerüchte, dass Babler einst bei „Pro-Palästinenser- und Anti-Israel- Demos negativ“ aufgefallen sei. Gerüchte, die etwa ÖSTERREICH bereits vor dem Parteitag von Roten massiv nähergebracht wurden. Hintergrund: Er soll in ein Jeremy-Corbyn-Eck gedrängt werden. Babler-Unterstützer weisen diesen Vergleich von sich. Dass die SPÖ – speziell Parteilinke und Parteirechte – traditionell immer Israel-„kritisch“ war, ist freilich seit Bruno Kreisky ein offenes Geheimnis. Jedenfalls soll es noch weitere „Listen der Verfehlungen“ aus Bablers SJ-Zeit geben, die originellerweise von Roten den Blauen – vor dem Parteitag – angeboten worden seien. Das engere Doskozil-Lager dementiert dirty Tricks gegen ihren Rivalen. Wie auch immer.
Stocker: Haben nur im Archiv gesucht
Dickes Dossier. Aber natürlich hat auch die ÖVP – konkret sei es die niederösterreichische Partei – ein Dossier über Babler angelegt. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker, von ÖSTERREICH darauf angesprochen, antwortet, das sei „kein Dossier, sondern eine Archivsuche“. Jedenfalls sind offensichtlich neben alten Zeitungsartikeln – bis in die 1990er-Jahre zurück – auch Gerüchte gesammelt worden. Im Moment ist Teil der Taktik aber auch das Vermitteln, wie „froh man über Babler an der SP-Spitze“ sei.
Nervosität. Die Blauen wiederum – FPÖ-Chef Herbert Kickl soll Babler von Anfang an als Rivalen ernst genommen haben – scheinen noch im Abwartemodus. Hier gibt es freilich ebenso „opposition research“ – also „Feindbeobachtung“. Wobei die Freiheitlichen versuchen wollen, ihr Lieblingsthema „Ausländer“ gegen ihn zu nutzen. Und dieses zu trommeln. In der ÖVP will man ihn eher – so wie es auch parteiinterne Rivalen wollen – ins „linkslinke Eck“ rücken. Ob noch weitere „Leaks“ kommen?
„Das ist wahrscheinlich, aber eine heikle Strategie. So könnte man ihn unbewusst immer größer machen“, warnt ein erfahrener Stratege die Giftköche.