Doskozil-Lager formiert sich gegen Babler, andere in SPÖ wollen Ämtertrennung
Rote Volten. In der SPÖ geht es im Super-Wahljahr so weiter wie in den Jahren zuvor. Wer glaubte, dass der monatelange Machtkampf samt Mitgliederbefragung und Kampfparteitag 2023 ein Ende der roten Querelen brachte, irrte gewaltig. „Nur Erfolg hätte diese Dynamik stoppen können“, erklärt ein SPÖ-Stratege. Die schwachen Umfragewerte der SPÖ – die Partei droht laut Umfragen auf Platz drei abzurutschen – würden nun die Volten gegen SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler auslösen.
Der burgenländische SPÖ-Landeshauptmann – er scheiterte bekanntlich an Babler – Hans Peter Doskozil hat keinerlei persönlichen Kontakt mit Babler. Das Hauptziel seiner Revanchegelüste seien aber „die SPÖ Wien und die roten Gewerkschafter“, berichten gleich mehrere informierte Sozialdemokraten. Daraus mache Doskozil auch keinen Hehl.
Die früheren Fans von Doskozil – de facto ging die damalige SPÖ-Mitgliederbefragung mit drei in etwa gleich starken Dritteln für Doskozil, Babler und Pamela Rendi-Wagner aus und verstärkte das SPÖ-Problem – würden sich durch die „schwachen Umfragedaten bestärkt fühlen“. Dass sie Doskozil nicht als Spitzenkandidaten durchsetzen könnten, sei ihnen nun zwar klar. Aber ein Teil dieses Lagers setze nun auf den niederösterreichischen SPÖ-Landeschef Sven Hergovich.
Ihre „Strategie“: Sie wollen bis zur EU-Wahl am 9. Juni warten. Sollte die SPÖ mit Spitzenkandidat Andreas Schieder auf Platz drei stürzen, würden sie eine Debatte über eine „Ämtertrennung nach Modell SPD in Deutschland“ anzetteln wollen, heißt es.
Übersetzt: Babler solle SPÖ-Vorsitzender bleiben, Hergovich roter Spitzenkandidat für die Nationalratswahl werden. Wirklich einig dürfte sich das Doskozil-Lager aber noch nicht sein.
Immerhin fürchten sie – Niederösterreichs SPÖ-Landesgeschäftsführer und damit Sprachrohr von Hergovich, hatte Rot-Blau ebenso wenig ausgeschlossen wie Doskozil –, dass die SPÖ „dann noch mehr an die Bierpartei von Dominik Wlazny oder die KPÖ abgeben könnte“. Diese Gruppe innerhalb des Doskozil-Lagers wiederum favorisiert den einstigen SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern. Er würde „gegen Wlazny abdichten und könnte mittigere Wähler ansprechen“.
Steigt Kern doch noch einmal in SPÖ-Ring?
Dieser wollte während des Aufstandes von Doskozil gegen Rendi-Wagner zurück an die SPÖ-Spitze oder zumindest Spitzenkandidat werden. Das wurde wiederum vehement von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig verhindert.
Allerdings: Dass Kern während der SPÖ-Mitgliederbefragung 2023 Doskozil offiziell unterstützt hatte, hat ihm auch bei seinen einstigen roten Fans im linksliberalen Milieu geschadet. Ob er das noch einmal drehen könnte?
Er selbst habe solche Avancen für ein Polit-Comeback bereits „abgelehnt“, heißt es. Kenner des Ex-SPÖ-Chefs und heutigen CEO sagen aber, dass es ihn doch reizen würde gegen ÖVP-Kanzler Karl Nehammer und FPÖ-Chef Herbert Kickl in den Ring zu steigen. Und Babler selbst?
Es sei nicht anzunehmen, dass er „kampflos aufgeben“ würde.
Zudem sei es noch offen, wie die SPÖ bei der EU-Wahl wirklich abschneide. Man solle „Babler nicht unterschätzen“, meinen Wegbegleiter. Dass er die Grabenkämpfe innerhalb der SPÖ rechtzeitig vor der Wahl bereinigen könne, glauben aber selbst sie nicht. Nur eines scheint in der roten Welt derzeit sicher: dass der Machtkampf Doskozil gegen Ludwig weitergehen wird. Und dass Hergovich offenbar mit beiden könne. Na dann.