Der Insider von oe24-Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel.
Panik auf der Titanic, könnte man die Stimmung – seit Herbert Kickls Pressekonferenz vom Dienstag – in der ÖVP umschreiben. Offenbar hatte die ÖVP gedacht, dass nicht nur sie, sondern auch der FPÖ-Chef eine 180-Grad-Drehung hinlegt und plötzlich lieb und nett zur ÖVP wäre. In seiner öffentlichen Einladung an die ÖVP zu Koalitionsgesprächen agierte er in Hegelscher Dialektik und mit Zuckerbrot und Peitsche.
"Wieso war er so aggressiv", fragten immer wieder ÖVPler seither.
Kickl hatte der ÖVP ausgerichtet, dass er erwarte, dass es "keine Spielchen, keine Querschüsse und keine Sabotage" geben dürfe. Und er drohte unumwunden – wie berichtet – mit Neuwahlen, falls die ÖVP von Christian Stocker nicht artig wäre.
Falle? In Teilen der ÖVP misstraut man nun der Ernsthaftigkeit der Verhandlungen und fürchtet, dass der Ober-Blaue die Türkis-Schwarzen in den Verhandlungen "ausrutschen und vorführen" könnte und dann "erst recht in Wahlen" gehe, wie ein VP-Spitzenmann es oe24 sagt.
Ein anderer ÖVPler denkt, dass "Kickl uns genauso demütigen will, wie es die FPÖ mit Hanni Mikl-Leitner in Niederösterreich gemacht" habe.
Sehr viele Optionen bleiben der ÖVP schließlich nicht mehr – das weiß freilich auch Kickl.
Was Stocker offiziell sagt – dass er keine Neuwahlen wolle –, ist freilich mittlerweile eine Grundstimmung in der ÖVP. "Wie sollten wir jetzt noch in Neuwahlen gehen können? Sebastian Kurz würde es jetzt wohl nicht mehr machen", sagt einer aus dem Lager der ÖVP, der nach wie vor eine Rückkehr des Ex-Kanzlers wünschen würde.
Und dann gibt es noch Schwarze, die offenbar immer noch hoffen, dass "die SPÖ doch noch Babler ablöst und wir erneut eine ÖVP-SPÖ-Neos-Koalition versuchen könnten". Das klingt freilich eher nach Verzweiflung als nach einem realistischen Vorhaben.