Politik-Insider

VP-Taktik: Warnung vor "Kanzler Kickl"

15.11.2022

Einerseits geht VP auf FP-Asylkurs, andererseits warnen sie vor „FPÖ als Nummer eins“.

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© APA/ROLAND SCHLAGER
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Taktik. In VP-Kreisen hat man sich eine „neue“ Taktik erdacht, um der eigenen Parteikrise zu kontern: Immer mehr Türkis-Schwarze „warnen“ jetzt, dass der Umfrageabsturz der ÖVP und das vermeintliche Anti-VP-„Bashing“ dazu führen werden, dass „Kickl Kanzler“ werde.

Wirklich neu ist diese Strategie nicht. Die SPÖ hatte ihrerseits stets Stimmen mit dieser Methode auf sich ziehen können. Aber: Wechseln deswegen VP-FP-affine Wähler wieder zur ÖVP? Bei der SPÖ ging es freilich immer eher um Wähler, die zwischen Rot und Grün schwankten. Bei der ÖVP geht es um Wähler, die mutmaßlich bereits in der Vergangenheit die FPÖ oder zumindest das BZÖ oder die Liste Stronach gewählt hatten.

»Taktik könnte am Ende SPÖ in Hände spielen«

Gratwanderung. Ein VP-Stratege glaubt dennoch, dass es aufgehen könnte: „Gerade in Krisenzeiten und gerade mit Herbert Kickl als FPÖ-Chef schrecken doch viele konservative Wähler davor zurück, einen Kanzler Kickl zu wollen.“

Ein anderer VP-Stratege, der die 2000er-Jahre aktiv miterlebt hat, ist skeptischer: „Diese Warnungen vor Kickl als Kanzler könnten am Ende der SPÖ in die Hände spielen. Immerhin liegen wir derzeit auf Platz drei. Das Match um Platz eins findet zwischen SPÖ und FPÖ statt. Ich würde davon die Hände lassen.“

Zudem gehe die ÖVP mit der Debatte über eine Abänderung der Menschenrechtskonvention, die von Klubchef August Wöginger – einem Vertrauten von Kanzler Karl Nehammer – angezettelt wurde, auf FPÖ-Linie. Das war freilich bereits die Linie von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Sollte das die Koalition zum Platzen bringen, wäre das „die einzige Chance für uns, gut auszusteigen“, glaubt ein VPler. Außerdem sei ein Wahlkampf, der vom Asylthema dominiert werde, „Gift für die SPÖ“.

Fragt sich nur, ob die ÖVP damit nicht wirklich Kickl zur Nummer eins machen würde.

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