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Wie Kickl den FP-Parteitag rettete

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Die 100 Prozent von Karl Nehammer erreichte Herbert Kickl am Samstag zwar nicht. Dafür aber immerhin 91 Prozent und damit drei Prozentpunkte mehr als bei seinem ersten Parteitag.

Geliebt wird der FPÖ-Chef aber ebensowenig von diesen 91 Prozent wie der ÖVP-Chef von seinen 100 Prozent.

„Paranoia unbegründet“. Ein FPÖ-Stratege sagte OE24 bereits vor dem Blauen Parteitag in St. Pölten: „Kickls Paranoia ist unbegründet“. Der Ober–Blaue hatte die vergangenen Monate offenbar regelrechte Streichorgien befürchtet. Aber, so ein weiterer Freiheitlicher „Wir haben aus Knittelfeld gelernt und wollten uns nicht selbst sprengen“.

Kickl – der zwar in der Basis, nicht aber in Teilen der höheren Funktionärsschicht sehr beliebt ist – hatte freilich auch mit dem Zeitpunkt seines Wahl-Parteitages Glück. In einer Woche findet schließlich bereits die Landtagswahl in Tirol statt. Dort hätten die Blauen erstmals seit dem Ibiza-Debakel die Chance, wieder bei einer Wahl zuzulegen.

Der Faktor Rosenkranz. Noch wichtiger dürfte die Bundespräsidentenwahl sein. Die meisten Blauen fühlen sich dem FP-Hofburg-Kandidat und schlagenden Burschenschafter Walter Rosenkranz eng verbunden. „Er hat es eh schon nicht leicht bei der Wahl. Wir wollten es ihm nicht noch schwerer machen“, sagt ein FPÖ-Spitzenfunktionär.

Noch wichtiger dürfte aber die Angst vor „der Verrätersuche“ gewesen sein. Blaue berichten, dass etwa just Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp – Kickl nicht gerade in leidenschaftlicher Freundschaft verbunden – vor dem Parteitag mit einigen Wiener Delegierten beim Heurigen war, um diese zu überzeugen Kickl trotz ihrer Bedenken zu wählen. Nepp habe befürchtet, dass zu starke Streichungen am Ende ihm schaden würden. „Dann heißt es wieder der Nepp ist schuld wenn Rosenkranz schlecht abschneidet“. Ähnliche Szenen dürften sich in Oberösterreich – auch eine Landesgruppe, die nicht gerade als Kickl-Fan-Klub verschrien ist – abgespielt haben.

Für Kickl bedeuten die 91 Prozent jedenfalls eine Atempause. Zumindest bis zur Hofburg-Wahl. Oder, um es mit den Worten eines Blauen zu schildern: „Pamela Rendi–Wagner hatte bei ihrer letzten Wahl zur Parteichefin knapp 75 Prozent und sitzt fester denn je im Sattel. Karl Nehammer hatte 100 Prozent und ist in seiner Partei mehr als umstritten. Ein Parteitagsergebis ist eine Show. Nicht mehr“. Tja.

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