Grosz gesagt: Der kritische Blick
'Politische Führung hat keinen Schimmer von Lebensumständen der Bürger'
19.08.2022Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz kommentiert für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art.
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Liebe User und Seher von oe24
Willkommen bei Grosz gesagt! Dem überaus kritischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse unserer Zeit. Kritisch, direkt, unabhängig und scharf wie Messer. Versprochen. „Dann beißt halt die Zähne zusammen“, rät Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen in unnachahmlicher Art und Weise seinen Landsleuten angesichts der Horrorinflation. „Zähne zusammenbeißen“ gegen unleistbare Strompreise? „Zähne zusammenbeißen“, wenn man sich angesichts der von ihm unterstützten Wirtschaftssanktionen gegen Russland den Lebensmitteleinkauf nicht mehr leisten kann? „Zähne zusammenbeißen“, wenn man angesichts der verdoppelten Stromrechnung suizidale Gedanken bekommt? „Zähne zusammenbeißen“, wenn der Exekutor vor der Türe steht?
Ja, er spricht leicht, denn mit vollem Gebiss, wenn‘s auch schon die verrauchten Dritten sind, ist leicht reden. Denn sein Kauwerkzeug wird mit 25.000 Euro Steuergeld im Monat, 14 Mal im Jahr fürstlich vergoldet. Aber dieser Privilegiengehalt ist ja noch nicht die Spitze der Dekadenz. Die Wahrheit ist, dass solche Worte nur eines ausdrücken: Die politische Führung hat keinen blassen Schimmer mehr, von den Lebensumständen der eigenen Mitbürger. Abgeordnete machen mit 9.000 Euro 74 Tage Ferien.
Regierungsmitglieder feiern mit 16.000 Euro fröhliche Urstände und erbringen keine Leistung. Ein Kanzler empfiehlt angesichts der Teuerung nur mehr „Alkohol und Psychopharmaka“, der Präsident fordert Kaudisziplin, die GrünInnen verbieten mit dem Putin bedingten Duschverbot die Körperhygiene, wollen die Heizungen reglementieren und den Strom rationieren. Die Zukunft ist rosig: Betrunken, stinkend aber dafür die Zähne zusammenbeißend verbringen wir fürderhin in dunklen Räumen bei 16 Grad Zimmertemperatur und hungernd unsere Tage. Das sind doch zusammengefasst die Lebensratschläge unserer Eliten. Marie Antoinette war da nicht viel anders: „Wenn die Menschen kein Brot mehr haben, gebt ihnen einfach Kuchen“, war der weise Ratschlag der französischen Königin, die dann ihren Kopf verlor. Das kann unseren Regenten nicht passieren, denn angesichts der verschiedensten Äußerungen kann man bereits jetzt nur mehr Hirnlosigkeit bei Österreichs Establishment diagnostizieren. Apropos: Das Sanktions-Establishment bröckelt. Mit Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer ist der erste namhafte Politiker ausgerückt, um die Sinnhaftigkeit dieses Wirtschaftskrieges in Frage zu stellen. Auf allen Titelseiten findet sich sein Interview. Auf den Titelseiten jener Zeitungen, die noch vor wenigen Monaten mit Schaum vor dem Mund nach Sanktionen regelrecht riefen. Aber offenbar hat sich auch dort die Vernunft durchgesetzt, oder eben die Angst, dass sich die Menschen vielleicht in Zukunft die Zeitungsabos nicht mehr leisten können. Ja, das Hemd ist einem eben näher als der Rock. Oder die vorgebliche Moral findet dann ein Ende, wenn das Geld ausgeht. Oder eben der Wähler.
Denn Stelzer dürfte es gedämmert sein, dass mit diesem Kurs des Raubs des Wohlstandes der Österreicher keine Wahl mehr zu gewinnen ist. Daher rufe ich dem Landesfürsten zu: Willkommen im Kreis der Putin Trolle und Kreml Lobbyisten. Das war doch der diffamierende Schlachtruf des Establishments gegenüber all jenen Menschen, die das Ergebnis dieser Sanktionen vorhersahen. Und nun merken sie, dass ihr bisheriger Weg eine Sackgasse ist, rudern zurück. Ja, selbst die eingefleischten Sanktionsschreiber müssen sich eingestehen, dass dieser Alleingang der europäischen Staats- und Regierungschefs zwar nicht in Russland zu einem Umdenken geführt hat, aber uns bereits seit Monaten selbst mit voller Härte trifft. Das Heizöl ist um 108 Prozent gestiegen, das Brennholz – übrigens aus heimischer Produktion – um 50 Prozent. Das Mehl ist um 36 Prozent gestiegen. Von der Extrawurst bis zum Leberaustrich, von den Teigwaren bis zu den Trauben hat sich alles verdoppelt und verdreifacht. Die Konzerne rechtfertigen diesen Raubzug mit dem Ukrainekrieg. Und plötzlich wird einem bewusst, welche Waren wir aus der Ukraine die letzten Jahre bezogen haben. Die Eier, die Tomaten, das Wiener Schnitzel, das Bier, den Apfelsaft. Offenbar kommen unsere ganzen Lebensmittel aus der Ukraine. Sonst wäre ja nicht erklärbar, warum ein Apfel, gezogen auf heimischen Wiesen, getränkt mit österreichischem Regenwasser, geerntet von unseren Bauern plötzlich eine Preissteigerung von 10 Prozent erfährt.
Ja, es wird Schindluder getrieben. Und das dicke Ende kommt erst. Die Privatkonkurse sind um ein Drittel gestiegen, dabei sind die Jahresstromrechnungen noch nicht einmal in den Haushalten angelangt. Die Führung des Landes reagiert eben mit „Zähne zusammenbeißen“. Auch ein Weg, wenngleich dieser nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Für diese Prognose muss man kein Raketenwissenschaftler sein. Am 9. Oktober wählt Österreich seinen Bundespräsidenten. Leicht möglich, dass die Menschen an diesem Tag der Regierung und dem Präsidenten einen Denkzettel verpassen, der sich gewaschen hat. Der erste Kandidat steht bereits am Stimmzettel. Wiens Rockmusiker Marco Pogo hat 6.000 Unterschriften gesammelt und seine Kandidatur offiziell gemacht. Ein Achtungserfolg, hat doch der Gesetzgeber vorgesorgt, dass man zahlreiche Hürden für eine Unterstützungserklärung zu bewältigen hat. Wie Sie wissen, will auch ich kandidieren. Ich muss nicht, aber ich will. Und wenn Sie auch wollen, dann unterstützen Sie die wahlwerbenden Kandidaten. Mit dem ausgedruckten Formular Unterstützungserklärung müssen Sie vor dem Gemeindeamt selbiges unterschreiben, amtlich bestätigen lassen und dem jeweiligen Kandidaten schicken. Und somit haben auch Sie Ihren Beitrag geleistet, dass Österreichs Politsystem einmal darüber nachdenkt, wie es dem Volk tatsächlich geht. Die Wahlen könnten durchaus eine Zwangsmaßnahme sein, das Politpersonal zu Demut zu zwingen. Ich für meinen Teil werde weiter fleißig Unterstützungserklärungen sammeln. Bis nächste Woche, wenn es wieder heißt: Grosz gesagt. Bleiben Sie mir dahin treu!