Im dritten Anlauf schaffte sie den Sprung an die Spitze der Dolomitenstadt.
Politischer Machtwechsel in der Lienzer Liebburg: Bei der Bürgermeisterstichwahl am Sonntag schaffte die SP-LAbg. Elisabeth Blanik (45) im dritten Anlauf den Sprung an die Spitze der Dolomitenstadt. Im Gemeinderat ist die gelernte Architektin allerdings ohne absolute Mehrheit und muss die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien suchen. Amtsinhaber Johannes Hibler (V) wurde abgewählt.
2004 und 2010 war Blanik bei der Bürgermeisterstichwahl unterlegen, zuletzt um nur 14 Stimmen. Die SPÖ focht dann den Wahlgang an. Das Höchstgericht argumentierte schließlich, die Gemeinde habe sieben Prozent der Wahlkarten nach telefonischer Antragstellung ausgefertigt. Zudem seien bei persönlicher Vorsprache Wahlkarten für Familienmitglieder ohne Vollmacht ausgehändigt worden. Eine Antragstellung von Wahlkarten über das Telefon sei nach den Bestimmungen des Tiroler Wahlrechts unzulässig, ebenso eine Übergabe einer Wahlkarte ohne entsprechende Vollmacht, begründeten die Verfassungsrichter die Entscheidung, die die Wahlwiederholung nach sich zog.
Bei der Gemeinderatswahl 2010 erreichte die ÖVP 43,72 Prozent, die SPÖ 30,66, die "Liste Stadt Lienz" 9,94, die FPÖ 5,32, die Grünen 3,72, das BZÖ 3,63 und die "Union für Lienz" 3,01 Prozent.
Bei der Bürgermeisterstichwahl am Sonntag legte die Wahlbeteiligung auf 68,05 Prozent zu, nach 64,9 Prozent im vergangenen Jahr. 3.004 Stimmen oder 44,7 Prozent entfielen auf Hibler, 3.717 oder 55,3 Prozent auf Blanik, um 713 Stimmen mehr. Wahlberechtigt waren 10.009 Personen.
In einer ersten Reaktion gratulierte Hibler seiner Herausforderin. Er will sich nun auch aus dem Gemeinderat zurückziehen.
Architektin: Das ist Elisabeth Blanik
Blanik wurde am 30. Jänner 1966 in Lienz geboren. Ihr Architekturstudium absolvierte sie an der TU Wien. Seit 18 Jahren ist die Mutter zweier Kinder im Alter von acht und 15 Jahren in einer Lebensgemeinschaft. Seit 2004 ist sie Vizebürgermeisterin in ihrer Geburtsstadt, seit 2003 Abgeordnete zum Tiroler Landtag. Seit 2010 bekleidet Blanik die Funktion der Bezirksparteichefin der SPÖ-Osttirol sowie der stellvertretenden Landesparteivorsitzenden der Tiroler SPÖ.
Tirols SPÖ-Vorsitzender Hannes Gschwentner meinte in einer ersten Reaktion, die Lienzer Bevölkerung habe sich "für eine Kandidatin mit Herz und Sachverstand entschieden und der Freunderlwirtschaft und Abgehobenheit des bisherigen Bürgermeisters eine Absage erteilt". Die ÖVP wäre gut beraten, "ihre Mehrheit im Gemeinderat nicht zu machtpolitischen Scharmützeln zu missbrauchen, sondern im Sinne der Bevölkerung konstruktiv zu arbeiten", meinte Gschwentner.