Eine große Hürde für angehende Polizisten ist offenbar das "Deutsch-Diktat".
Die Polizei sucht Personal. Allein im Jahr 2009 sollen in Österreich 1.000 Polizeischüler aufgenommen werden. Davon sind 375 Plätze im ersten Halbjahr vergeben worden, die restlichen 625 will man bis Jahresende besetzen. Obwohl in Wien vor einigen Monaten viele Kandidaten an den Aufnahmekriterien scheiterten, will man von einem Mangel an geeigneten Kandidaten nicht sprechen. Auf einen freien Ausbildungsplatz kommen acht Bewerber.
Deutsch-Diktat ist große Hürde
Die größte Hürde der
angehenden Polizisten: Das "Deutsch-Diktat" beim Aufnahmetest. "Hier haben
wir die höchste Drop-out-Quote", sagte Norbert Leitner, Direktor der
Sicherheitsakademie (SIAK). Eine leichtere Prüfung kommt nicht infrage: "Wir
wollen die Latte bewusst sehr hoch halten."
Genug Bewerber in den Bundesländern
"Kopf zerbrechen"
bereitet die Situation in der Bundeshauptstadt. 2009 werden in Wien 455
Jungpolizisten aufgenommen, 250 sind seit Jahresbeginn in Ausbildung. "Es
dreht sich eigentlich nur um Wien", betonte Leitner. In den restlichen
Ländern gebe es genug Anwärter, der Großteil der Bewerber für Wien komme
daher auch aus anderen Bundesländern. Problematisch: Viele lehnen einen
Dienst in Wien - auch wegen der anstrengenderen Arbeit - langfristig ab.
"Die jungen Leute sind gar nicht mehr so flexibel, die wollen zu Hause
bleiben", bedauerte Leitner.
Anwärter für einen Posten seien laut Brigadier Karl-Heinz Grundböck, Leiter des Zentrums für Grundausbildung der SIAK, zwar genug vorhanden. "Wir würden uns für Wien aber noch mehr Bewerber wünschen", sagte er. In der Bundeshauptstadt hätte man derzeit auch die besten Chancen genommen zu werden. Warum noch so viele Ausbildungsplätze offen sind? Es gebe eine fixe Planung, die vorsehe, dass ein Drittel der Bewerber in den ersten sechs Monaten und die restlichen beiden Drittel in der zweiten Jahreshälfte aufgenommen werden, erklärte Grundböck.
Junge müssen in Wien Dienst verrichten
Jungpolizisten werden
nach der Ausmusterung tendenziell auf klassischen Durchlaufposten
eingesetzt, erklärte Leitner. Das sind meist besonders stark belastete
Inspektionen, von denen sich ältere Kollegen wegbewerben. "Die Jungen haben
damit kein Problem, die wollen ja dorthin, wo was los ist", meinte er. Seit
1. Juni müssen sie das auch verpflichtend tun. Frisch ausgebildete
Polizisten müssen zunächst für zwei Jahre in Wien oder stärker belasteten
Ballungsräumen Dienst verrichten.
Polizeischüler gleichen Personalmangel aus
Die in der
zweijährigen Grundausbildung nach 21 Monaten vorgesehene Praxisphase (drei
Monate) kann bei Bedarf vorgezogen werden. Das hat in Wien vor kurzem für
Kritik bei der Personalvertretung gesorgt, die darin einen ungeeigneten
Versuch, den Personalmangel auszugleichen, sieht. Seit Anfang Juli würden
Schüler für Streifendienste eingesetzt, damit mehr Polizei zu sehen sei,
kritisierte Personalvertreter Harald Segall. Problematisch sei dies, vor
allem wenn es zu kriminellen Handlungen komme: "Er (der Schüler, Anm.) hat
die Kompetenz nicht und kann die Amtshandlung nicht übernehmen." Den
Schülern muss ein Mentor zur Seite gestellt werden und die Arbeit dem
jeweiligen Ausbildungsstand entsprechen, entgegnete Leitner. Dass in
Ausbildung stehende Polizisten allein auf Streife gehen, sei nicht
vorgesehen.
Österreichweit befanden sind mit Stand Juli 2009 genau 1.142 Polizeischüler in Ausbildung (sowohl erstes als auch zweites Ausbildungsjahr). Davon sind genau ein Drittel (384) Frauen. Generell beträgt die Frauenquote bei der Polizei derzeit etwa zwölf Prozent. Die Hälfte der Schüler (536) werden in Wien ausgebildet. Der Maturantenanteil liegt je nach Ausbildungsklasse bei 33 - in manchen aber auch - bei 80 Prozent.