Infrastrukturministerin Doris Bures (S) drückt bei der flächendeckenden Postversorgung aufs Tempo und schickt bereits am Montag das Postmarktgesetz in Begutachtung. Die Post kündigt für die Wochenmitte eine Stellungnahme an.
Die Kernpunkte: Die Zahl der Poststellen - also Postämter oder Post-Partner - wird erstmals festgelegt und soll von derzeit 1.500 auf 1.650 steigen. Für die flächendeckende Versorgung ist auch nach der völligen Liberalisierung des Marktes Anfang 2011 wie bisher die Österreichische Post AG zuständig. "Für die Bevölkerung gibt es die Garantie, dass die Versorgung mit Postdienstleistungen sichergestellt wird. Und für die Post AG und die privaten Anbieter werden klare und faire Rahmenbedingungen geschaffen", so Bures. Sie hofft auf eine Beschlussfassung bis zum Sommer.
450 Postpartner
Dem überraschend schnellen Schritt von Bures war
ein monatelanger Streit über die Schließung von Postämtern vorangegangen.
Ende des Vorjahres war ein postinternes Strategiepapier aufgetaucht, wonach
1.000 der 1.300 Ämter zugesperrt werden sollen. Nach heftigem politischen
Schlagabtausch gab die Post Anfang März 2009 bekannt, 293 Filialen ab
Jahresmitte zu schließen und dafür 450 Post-Partner finden zu wollen.
40 Verträge fix
Bisher haben sieben Nahversorger
unterschrieben, 33 Verträge seien unterschriftsreif. Wobei nicht gesichert
ist, dass diese 450 Postpartner auch wieder genau in jenen Dörfern gefunden
werden, die vorher ein Postamt hatten. Hier stellt Bures klar: "Kein
Zusperren ohne Ersatz. Wenn die Post ein Amt schließt oder ein Post-Partner
zusperrt, muss die Post einen neuen Partner finden oder ein neues Postamt
aufsperren."
Stärkung der Länder und Gemeinden
Außerdem stärkt die
Infrastrukturministerin den Gemeinden und Städten den Rücken. Der
weisungsfreien Regulierungsbehörde Post-Control-Kommission wird als
beratendes Gremium der Postgeschäftsstellenbeirat zur Seite gestellt. "Damit
wird auch die Einbindung von Ländern und Gemeinden sichergestellt. Sie sind
jedenfalls anzuhören, bevor ein Postamt in eine nicht von der Post selbst
betriebene Postgeschäftsstelle umgewandelt werden kann", betonte
Bures.
Flächendeckende Versorgung
Neben der flächendeckenden
Versorgung mit Poststellen ist der zweite Knackpunkt der
Postmarktliberalisierung die Versorgung entlegener Täler und Bergbauernhöfe
- die sogenannte "Universaldienstverordnung". Die Post
befürchtete, dass sich die Mitbewerber die lukrativen Ballungsgebiete
krallen und der Post dann der teure Rest bliebe. Hier stellte Bures klar,
dass es kein "Rosinen-Picken" geben wird, sondern die Mitbewerber
in einen Universaldienstfonds einzahlen müssen. Außerdem sind Postdienste
konzessionspflichtig. Die Konzession hängt unter anderem davon ab, ob
bestimmte arbeitsrechtliche Standards eingehalten werden.
Hauseigentümer belastungsfrei
Das Postmarktgesetz bringt
auch für die lange umstrittene und nach dem VfGH-Urteil aus dem Jahr 2006
zum Erliegen gekommene Umrüstung der Hausbrieffachanlagen eine Lösung. Die
Errichtungskosten übernehmen die Post AG und die Mitbewerber. Bures: "Dadurch
entsteht keinerlei Belastung für die Hauseigentümern und Mieter."
Post kommentiert später
Die Post AG will den Entwurf für das
neue Postmarktgesetz, den Infrastrukturministerin Doris Bures überraschend
schon morgen in Begutachtung schicken will, erst Mitte der Woche
kommentieren. "Wir waren in die Entstehung nicht eingebunden", sagte
Postsprecher Marc Zimmermann am Sonntag. Um eine "gehaltvolle Stellungnahme"
abgeben zu können, müsse man den Entwurf zuvor prüfen.