Nach Spitals-Aufenthalt

Pröll baut Regierung völlig um

08.04.2011


Der VP-Chef ist weiter auf Kur. Maria Fekter besuchte ihn gestern.

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© TZ ÖSTERREICH
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Er telefoniert weniger als sonst, aber doch mehr als ein „gewöhnlicher“ Patient. Nach seinem lebensgefährlichen Lungeninfarkt vom 17. März erholt sich Josef Pröll derzeit in einer Rehabilitationsklinik in den Bergen. Er hält sich an die ärztliche Anweisungen – regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft, Training am Ergometer, Physiotherapie und Atemübungen – um dann am 27. April wirklich ein Polit-Comeback feiern zu können.

Fekter hat Pröll auf Reha besucht – als Einzige
Immerhin ging es bei Pröll tatsächlich um wenige Minuten an jenem 17. März. Jetzt befindet er sich laut Auskunft seiner Partei und Ärzte aber bereits auf dem Weg der Genesung. Und so kümmert er sich eben auch wieder um die Geschicke seiner angeschlagenen Partei: Täglich ist er in Kontakt mit der Parteispitze und seinen engsten Mitarbeitern. Sein Generalsekretär Fritz Kaltenegger berichtet denn auch wiederholt von den „Anweisungen“, die ihm sein Chef gegeben habe.

Auch mit seinem Kabinettchef Martin Hauer spricht er ebenso wie mit Fekter. Sie hat ihn als einzige Politikerin auch gestern in der Reha besuchen dürfen. Und mit ihr scheint er auch die „ÖVP neu“ zu entwickeln. Mit seiner Rückkehr in die Polit-Arena will der VP-Chef Nägel mit Köpfen machen: Am 27. April will er bei seinem ersten Ministerrat nach vier Wochen beweisen, dass er wieder fit ist. Er wird dann gemeinsam mit SP-Kanzler Werner Faymann den Finanzrahmen präsentieren.

Am 1. Mai findet dann eine VP-Regierungsklausur statt: Bereits dort könnte es zu mehreren Rochaden im ÖVP-Team (siehe rechts) kommen. Am 21. April findet dann für zwei Tage eine VP-Programmklausur in Innsbruck statt: Dort will Pröll nun „mit neuen Inhalten und klareren Kanten“ punkten, sagt ein VP-Mann. In Zukunft will der erst 42-jährige Pröll sich aber nicht mehr nur um die Gesundheit seiner Partei, sondern auch um seine eigene besser kümmern ...

VP neu: Wer kommen - und wer gehen soll
So mancher Parteifreund könnte die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Denn Josef Pröll dürfte die Nachrichten weit genauer verfolgen, als manchem Schwarzen lieb sei, berichten VP-Granden. Und offenbar hat Pröll auch bereits äußerst konkrete Pläne für die unmittelbare Zeit nach seinem Comeback: Laut einem VP-Granden plane der VP-Chef „Paukenschläge“.

Bereits bei der VP-Regierungsklausur am 1. Mai könnte es so weit sein:
Fekter Klubchefin. VP-Innenministerin Maria Fekter hat in der Zeit seiner Rekonvaleszenz Prölls uneingeschränktes Vertrauen gewonnen. Sie gilt als „perfekte Krisenfeuerwehr“. Sie könnte VP-Klubchefin werden, um die Koordination zwischen Klub und Regierung zu verbessern. Sollte Fekter partout Innenministerin bleiben wollen, könnte sie zur geschäftsführenden VP-Obfrau aufsteigen, um Pröll zu entlasten.

  • Spindlegger Innenminister. Außenminister und ÖAAB-Chef Michael Spindelegger würde dafür Innenminister (wenn Fekter verzichtet). Angenehmer Nebeneffekt für Pröll: Er hätte den Rivalen Spindelegger aus dem glamourösen Außenministerium ins unpopuläre Innenressort weggelobt.
  • Bandion weg. Justizministerin Claudia Bandion-Ortner wäre laut damit schon bald Gerichtspräsidentin in der Provinz. Statt ihr solle ein „nabhängiger“ Jurist, „am liebsten ein tougher Staatsanwalt“ die Justiz übernehmen. Im Gespräch war auch Fekter, die aber als eingefleischte VP-Frau „erst recht in der Kritik stehen würde“ (ein VP-Mann).
  • Diplomatin Außenminister. Fehlt noch das Außenamt: Hier würden einige gerne Klubchef Karlheinz Kopf sehen. Im Gespräch ist aber vor allem eine VP-Diplomatin.
  • Koren Finanzminister. Pröll könnte selbst einen seiner drei Jobs abgeben und den Finanzminister an seinen Vertrauten, Banker Stephan Koren, abtreten. Als unumstritten gilt hingegen VP-General Kal­tenegger, der sich durch „starke Loyalität ausgezeichnet“ habe. Etwas, das Pröll offenbar bei so manch anderem VP-Parteifreund vermisst habe.

Ein Pröll-Kenner gibt freilich zu bedenken: „Er hat schon öfters Umbildungen geplant und dann doch stets darauf verzichtet“ …
 

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