Nach dem Treffen von SPÖ und ÖVP wurden keine inhaltlichen Angaben gemacht. Josef Pröll sieht eine Chance für Rot-Schwarz derzeit bei "50:50"
Die Koalitionsverhandlungen in der Finanzgruppe haben am Mittwoch zumindest offiziell noch keinen Durchbruch gebracht. Die Chefs von SPÖ und ÖVP, Werner Faymann bzw. Josef Pröll, zeigten sich allerdings gut viereinhalbstündigen Unterredung durchaus zuversichtlich. Fast wortgleich betonten sie in getrennten Statements, dass man versuchen werde, am Donnerstag bei der großen Runde ein Ergebnis zu präsentieren. Bis dahin müsse aber noch gerechnet werden.
Grundsätzliche Einigung
Pröll betonte, dass man
grundsätzlich einig sei, dass es ein weiteres Konjunkturpaket und eine
Steuerentlastung geben müsse. Die genaue Ausgestaltung sei hingegen noch
nicht klar. Hier gebe es durchaus noch unterschiedliche Vorstellungen. Daher
seien heute noch Berechnungen im Finanzministerium notwendig. Erst dann
könne man sagen, ob bereits am Donnerstag ein gemeinsamer Budgetrahmen
möglich sei.
Gelinge es bei der großen Runde, die Eckdaten außer Frage zu stellen, wäre in den Verhandlungen ein "großer Schritt getan", meinte Pröll: "Die Chance lebt."
Zuversichtlicher Faymann
Auch Faymann zeigte sich tendenziell
zuversichtlich. Man werde versuchen, am Donnerstag ein Ergebnis zu
präsentieren. Auf Details wollte sich der SPÖ-Chef nicht einlassen. Er habe
aber das Gefühl, dass alle Seiten bei der heutigen Gesprächsrunde bemüht
gewesen seine, konstruktiv zu einem Ergebnis beizutragen. Es habe zwar
inhaltliche Unterschiede gegeben, jedoch sei nicht versucht worden, aus
anderen Motiven Differenzen zu kreieren.
Pröll: Chance für Rot-Schwarz "nicht mehr als 50:50"
Die
Chance für Rot-Schwarz liegt nach Ansicht von ÖVP-Chef Josef Pröll bei
"nicht mehr als 50:50". Das erklärte er Mittwochabend in einer
Pressekonferenz anlässlich eines Treffens mit Funktionären in Linz. Pröll
sagte erneut, dass der morgige Donnerstag entscheidend für die weiteren
Verhandlungen mit der SPÖ sei. Es gelte, sich auf einen Haushaltsplan für
die kommenden fünf Jahre, eine Steuerreform und ein Konjunkturpaket zu
einigen.
Fortschritte
In einigen Verhandlungsteams werden indes Nägel mit
Köpfen gemacht. Die Gruppe Wirtschaft mit Doris Bures (SPÖ) und Karlheinz
Kopf (ÖVP) erzielte in einer Verhandlungsrunde am Dienstag „große
Fortschritte“, wie es hieß.
Fischer empfing Faymann + Pröll
Bundespräsident Heinz
Fischer hat am Mittwochvormittag Faymann und Pröll empfangen. Anlass und
Inhalt der Unterredung wurden nicht bekannt gegeben. Es ist aber anzunehmen,
dass die beiden Koalitionsverhandler das Staatsoberhaupt bei dem
70-minütigen Treffen über den Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt haben.
Strache ortet "Herumwursteln"
FPÖ-Chef Heinz-Christian
Strache glaubt nicht an den Erfolg der rot-schwarzen Bemühungen. Er ortet
ein "Herumwursteln im Bereich des Kleingedruckten" und eine Suche
nach "Fluchtwegen". Angeklopft hat bei der FPÖ aber noch immer
keiner, es gebe höchstens "Klopfversuche" aus der dritten
ÖVP-Reihe, so Strache.
BZÖ stellt "Ultimatum"
Der geschäftsführende
BZÖ-Chef Stefan Petzner stellt SPÖ und ÖVP "ein Ultimatum"
bis Freitag. Bis dahin sollten sie sagen, ob sie neuerlich eine Große
Koalition bilden wollen oder nicht. Wenn bis Freitag kein Klarheit herrsche,
gehe er davon aus, dass die Große Koalition "entschieden ist".
Die Orangen seien jedenfalls zur Übernahme von Regierungsverantwortung
bereit - und zwar unter fünf Bedingungen. Sie fordern eine sofortige
Steuerentlastung in großem Umfang, eine Staats- und Verwaltungsreform, eine
strenge Ausländerpolitik mit weiteren, verschärften Schritten, weitere
Maßnahmen in der Sozial- und Familienpolitik sowie die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit.