Hofburg-Wahl
Pröll: "Gegen den Strom ist schwer zu schwimmen"
24.04.2016
Die FPÖ sprach von einem "Sensations-Wahlergebnis" für Hofer.
"Gegen den Strom ist schwer zu schwimmen", sagte Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll zum Abschneiden des ÖVP-Bundespräsidentschaftskandidaten Andreas Khol am Sonntag. Das Wahlergebnis bezeichnete Pröll vor Journalisten in St. Pölten als "überraschend", ganz besonders das Ausmaß - es sei ein "Höhepunkt in einer Entwicklung, die sich seit längerer Zeit abgezeichnet hat".
Taktische Überlegungen
"Eine Vielzahl der Wähler hat aus taktischen Überlegungen gewählt", sagte der Landeshauptmann und VP-Landesparteichef. Khol habe den Nachteil gehabt, einer von drei Vertretern im bürgerlichen Milieu gewesen zu sein. Die jüngste ÖVP-Rochade im Innenministerium habe sich nicht auf das Resultat ausgewirkt, verwies er auf den höchsten Stimmenanteil Khols in Niederösterreich im Bundesländervergleich.
Khol war nach der Absage von Pröll für die Volkspartei ins Rennen um die Hofburg gegangen. Der ÖVP-Kandidat habe einen "unglaublich engagierten und beherzten Wahlkampf" geführt, sagte Pröll.
"Schallende Ohrfeige"
Pröll bezeichnete das Wahlergebnis angesichts anderslautender Prognosen als "schallende Ohrfeige" für die Meinungsforschung und Medien, die sich ihrer bedient haben, aber auch für die Politik. Scharfe Kritik übte der Landeshauptmann am Koalitionspartner im Bund: Nach acht Jahren "Faymann-Politik, eine Politik des Verschleppens, des Verzögerns und des Wegduckens", sei das Wahlergebnis ein "deutliches Zeichen". Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl gab Pröll nicht ab.
"Sensations-Wahlergebnis"
Die niederösterreichischen Freiheitlichen orten im "Sensations-Wahlergebnis" für Norbert Hofer die "endgültige Absage an die Regierungsparteien". Der "allmächtigen" Landes-ÖVP sei es nicht einmal mehr gelungen, den ÖVP-Spitzenkandidaten durchzubringen - die Veränderung in der politischen Landschaft habe begonnen.
Das heutige Resultat sei ein Erfolg für den Menschen Norbert Hofer, erklärte FPÖ-Landesparteichef Walter Rosenkranz. Dieser Tag gebe "Hoffnung, dass echte und heimatbewusste Politiker künftig im Land etwas bewegen können". Für Klubobmann Gottfried Waldhäusl und den geschäftsführenden NÖ Parteiobmann Christian Höbart hätten die beiden Regierungsparteien eine "verdiente Abfuhr" erhalten. Landesparteisekretär Christian Hafenecker kündigte eine "optimale" Vorbereitung der Landesorganisation auf die Stichwahl an.
Hundstorfer "unter Werten geschlagen"
SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer "wurde bei diesem Wahlgang völlig unter seinen menschlichen wie auch politischen Werten und seinem Können geschlagen", sagte Niederösterreichs SPÖ-Landesgeschäftsführer Robert Laimer zum schlechten Abschneiden des ehemaligen Sozialministers. An der Niederlage gebe es nichts zu beschönigen, stellte Laimer in einer Aussendung fest.
Die NÖ Grünen hofften am Sonntag, dass ihr langjähriger Bundessprecher Alexander Van der Bellen in die Stichwahl kommt. Sollte doch Irmgard Griss Zweite sein, "werden sich die Grünen Niederösterreich für Irmgard Griss aussprechen", teilte Helga Krismer, Landessprecherin der Grünen Niederösterreich, mit.
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