Das Sommer-Interview
Pröll: "Man muss höllisch aufpassen"
24.07.2010
Im Sommergespräch kritisiert VP-Vizekanzler Pröll den „Linksruck der SPÖ“ und erzählt von den „motivierenden Zurufen“ seiner Frau.
Am Montag besucht VP-Vizekanzler Josef Pröll (41) noch die Eröffnung der Salzburger Festspiele. Danach rauscht er mit seiner Frau Gabi und den drei gemeinsamen Kindern für zwei Wochen nach Norditalien ab. Um noch einmal „Entspannung und Ruhe“ zu finden, bevor die harten Budgetverhandlungen und die Landtagswahlkämpfe losgehen. Im großen ÖSTERREICH-Sommerinterview redet Josef Pröll im Beisein seiner Frau über die Differenzen mit der SPÖ und seine Spar-Visionen.
Gabi Pröll (41), die seit 20 Jahren mit dem VP-Finanzminister verheiratet ist, lauschte dabei aufmerksam seinen Zielen für Bundesheer und Schule. Die selbstbewusste und sympathische Diplomingenieurin hat Pröll denn auch zum Abnehmen „motiviert“, wie der Finanzminister verschmitzt zugibt.
Kraftprobe.
Ab Mitte August will Pröll dann gleich den Kampf um
die Steiermark und um das Budget beginnen: Zunächst werden er und seine
Minister durch ganz Österreich touren. Danach soll jedes Ressort sukzessiv
seine „Visionen“ – Sparziele – präsentieren. Im September wird Pröll dann
auch ein „Sicherheitskonzept“ – für das Innenressort und das Bundesheer –
vorstellen. Und schließlich will er noch das VP-Bildungskonzept im Herbst
offen legen.
Ganz nebenbei wird er natürlich auch als Finanzminister mit der SPÖ über das Budget und Steuern streiten. Und, so sagt es zumindest Pröll, weiterhin zwei- bis dreimal die Woche trainieren gehen – damit die Kilos weiter purzeln.
Ob sich da einer aufmacht, um den Kampf um Platz eins bereits zu starten?
ÖSTERREICH: Wir sitzen in Bregenz am See. Enten schwimmen
vorbei. Stört Sie das? Letztes Jahr wurde das ORF-Gespräch mit dem Kanzler
nach einer Beschwerde deswegen verlegt ...
Josef Pröll
(lacht und zeigt auf die Enten): Ich freue mich über jede Ente. Mir gefallen
ja solche Debatten, sie sorgen für Unterhaltung. Ich fühle mich durch Tiere
nicht gestört.
ÖSTERREICH: Dieses Jahr hat Ihr Sprecher ein
Beschwerde-E-Mail an den ORF geschrieben. Fühlen Sie sich vom ORF im
Vergleich zum Kanzler benachteiligt?
Pröll: Bei einem
öffentlich-rechtlichen Rundfunk darf man Gleichbehandlung erwarten. Der ORF
hat klar und fair zu berichten. Da muss man Fehlentwicklungen genau
beobachten. Wenn es zu Verstößen kommt, muss man sich beim ORF melden.
ÖSTERREICH: Wogegen hat der ORF „verstoßen“?
Pröll:
Ich habe in ÖSTERREICH, bei Ihnen, gelesen, dass der Bundeskanzler bereits
wusste, wer mit ihm beim ORF-Gespräch diskutieren würde. Während ich vom ORF
darüber keine Auskunft erhielt. Dass einer in der Informationspolitik vom
ORF bevorzugt, und einer benachteiligt wird, hielte ich für falsch.
ÖSTERREICH: Sie werden von Ex-SP-Finanzminister Hannes
Androsch beim ORF-Gespräch befragt werden. Prallen da zwei Wirtschaftswelten
aneinander?
Pröll: Ich schätze den Hannes Androsch sehr.
Er ist ein Finanzminister, der die Republik in den 70er Jahren geprägt hat.
Er ist einer, der beides versteht: Wirtschaft und Politik.
ÖSTERREICH: Meinen Sie, die SPÖ versteht nun nichts mehr vom
Wirtschaften?
Pröll: Es ist zunehmend erkennbar, dass
Teile der SPÖ in das alte Muster zurückfallen und leistungsfeindlich
agieren. Werner Faymann und die SPÖ sind bei ihrem Parteitag leider
eindeutig nach links gerückt. Da versuchen einige wieder, in der
Verstaatlichtenphilosophie ihr Allheilmittel zu suchen. Da muss man höllisch
aufpassen. Wir zahlen heute noch an dem Desaster, das diese Philosophie
angerichtet hatte.
ÖSTERREICH: Wenn die SP nach links gerückt sei, sind Sie dann
die Partei der Reichen?
Pröll: Nein, wir wollen jene
Partei sein, die auf die hart arbeitenden Menschen, den Mittelstand, baut.
Die SPÖ verengt sich, wir besetzen die Mitte dieses Landes.
ÖSTERREICH: Die SP wirft Ihnen vor, dass die ÖVP zu allen
Sparplänen nur Nein sage ...
Pröll: Stimmt nicht!
Wo sagen wir Nein?
ÖSTERREICH: Na zum Beispiel zu den Sparplänen von Darabos. Er
möchte Panzer einmotten und Agenten einsparen, die VP kritisiert das als
„Entmilitarisierung“.
Pröll: Ich mische mich
nicht ein, wenn Darabos Strategien für sein Heer vorlegt. Aber was notwendig
ist, ist, dass es eine echte Strategie gibt: Was ist das Bundesheer der
Zukunft? Kurz herumzudoktern ist zu wenig. Man braucht eine klare Vision.
Darabos hat sicher meine Unterstützung beim Sparen.
ÖSTERREICH: Wäre ein Berufsheer sinnvoller?
Pröll:
Was passiert dann mit dem Katastrophenschutz und dem Zivildienst? Es macht
Sinn, die Wehrpflicht zu erhalten. Aber derzeit fehlen mir die
Zukunfts-Visionen für das Heer. Maria Fekter, Michael Spindelegger und ich
arbeiten daher an grundsätzlichen Strategien, um das Heer als wichtige Säule
der Republik zu sichern.
ÖSTERREICH: Die VP arbeitet an einem Heeres-Plan?
Pröll:
Wir werden uns in dieser Debatte stark einbringen, weil uns das Heer am
Herzen liegt und man nicht nur vom Einmotten reden kann.
ÖSTERREICH: Sie wollen im September auch ein
VP-Bildungskonzept vorlegen. Was soll da Neues herauskommen, wenn Sie die
gemeinsame Schule als „Einheitsbrei“ abqualifizieren?
Pröll:
Wir werden ein Schulkonzept inhaltlicher Natur präsentieren. Ich habe es
satt, dass ständig über Strukturen diskutiert wird und nie über Kinder. Es
gilt, ein Dreieck zu lösen: Leistungsfähigkeit und Differenzierung. Sprache
als Voraussetzung für Aufstiegschancen und Durchlässigkeit, die verbessert
werden muss. Schulentscheidungen dürfen nie in eine Einbahnstraße führen.
Beatrix Karl wird dann unser Konzept präsentieren.
ÖSTERREICH: Aber Frau Karl ist für eine gemeinsame Schule,
nicht?
Pröll: Beatrix Karl ist eine erfrischende
Bereicherung für das VP-Regierungsteam. Sie ist eine Frau, die in der
Bildungspolitik sehr viel bewegen kann. Wir werden das Bildungskonzept
gemeinsam mit ihr diskutieren.
ÖSTERREICH: Sie fahren jetzt mit Ihrer Frau Gabi und Ihren
Kindern auf Urlaub. Können Sie da abschalten?
Pröll:
Ja, wir fahren mit den Kindern nach Italien, und werden dort im Norden
entspannt und in aller Ruhe ein paar Tage verbringen. Jeder soll jetzt
seinen Urlaub genießen, aber dann wird mit Hochdruck weitergearbeitet.
ÖSTERREICH: Sie haben rund zehn Kilo abgenommen. Essen Sie
jetzt ausgewogener? Wollen Sie weiter abnehmen?
Pröll:
Ja, ich habe meine Ernährung umgestellt und habe die Bewegung wieder
aufgenommen. Gerade jetzt im Sommer möchte ich gesünder leben.
ÖSTERREICH: Ihre Frau, die ja neben uns sitzt, hat Sie zu diesem
Fitness-Programm animiert, oder? Wie oft machen Sie Sport?
Pröll (Pröll
lächelt verschmitzt, seine Frau lacht): Die Zurufe meiner Frau dazu waren
und sind sicher ein motivierender Faktor. Ich gehe zwei- bis dreimal die
Woche in ein Fitness Center in Wien.
ÖSTERREICH: Und wenn dann die Budgetverhandlungen voll losgehen, werden Sie
wirklich weiter sporteln?
Pröll: Ja, definitiv! Auch im Herbst werde ich
zwei- bis dreimal die Woche trainieren. Wir werden das größte
Sanierungspaket seit 1945 schnüren, und ich werde fit dafür sein.