GR-Wahlen

Pröll-ÖVP überrollt jetzt alle

14.03.2010

Ein Triumph der ÖVP, eine Schlappe für die Roten sowie sanfte Gewinne für die Strache-FPÖ brachte der erste Wahlsonntag dieses Superwahljahres.

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2,2 Millionen Österreicher in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg wählten am Sonntag Bürgermeister und Gemeinderäte – und die ÖVP konnte ihre Dominanz im ländlichen Bereich voll ausspielen. In den beiden westlichen Bundesländern behaupteten die Schwarzen praktisch alle ihre Hochburgen und konnten in Vorarlberg den Freiheitlichen sogar die wichtige Gemeinde Lustenau nach 50 Jahren abjagen.

 

Erwin Pröll knackt die 50-Prozent-Marke
In Niederösterreich feierte die ÖVP der Polit-Familien Erwin und Josef Pröll einen wahren Triumph: Am frühen Abend lag die ÖVP mit 2,65 Prozentpunkten im Plus. Damit sprengt die Partei von Landeshauptmann Erwin Pröll die 50-Prozent-Marke und liegt bei rund 51 Prozent.

NÖ-Pröll: "Meine Welt ist sehr in Ordnung"

Landeshauptmann Erwin Pröll und seine ÖVP konnten gestern in Niederösterreich zulegen. Warum, erzählt er im ÖSTERREICH-Gespräch.

ÖSTERREICH: Die ÖVP hat gewonnen, die SPÖ verloren und die FPÖ ihren Siegeszug verpatzt. Warum?

ERWIN PRÖLL: Das Ergebnis schaut sehr gut aus, und ich führe das auf drei Punkte zurück. Einmal arbeiten wir seit Jahren auf Gemeinde- und Landesebene sehr eng zusammen. Dann sind wir offenbar sehr breit in der Bevölkerung verankert und die Menschen schätzen Verlässlichkeit sehr.

ÖSTERREICH: Die Wahl wurde auch als Stimmungsbarometer gehandelt, war sie es?

Pröll: Nein, sicher nicht bundespolitisch, aber wohl landespolitisch. Der Kurs der streitenden SPÖ wird nicht akzeptiert.

ÖSTERREICH: Für die FPÖ und Barbara Rosenkranz war es ein Testlauf, aber kein überragender.

Pröll: Besonders, wenn man vom Ergebnis von 2000 ausgeht, da hatten sie fast 8 Prozent. Wenn sie jetzt zwei zulegen, haben sie knapp fünf.

ÖSTERREICH: Aber Ihre Welt ist in Ordnung?

Pröll: Ja, die ist sehr in Ordnung, ich kann nicht klagen.

Autor: Barbara Haas

Werner Faymann hat seine nächste Wahlniederlage
Für die SPÖ lief es nach herben Rückschlägen in Tirol und Vorarlberg auch in Niederösterreich schlecht. Nach 383 (von 570) ausgezählten Gemeinden lagen die Roten von Landesrat Sepp Leitner im Minus. Ein weiterer dramatischer Verlust für die Partei von Kanzler Werner Faymann – und das obwohl ÖVP-Chef und Finanzminister Josef Pröll in der vergangenen Woche ein brutales Sparpaket und Steuererhöhungen vorgeschlagen hatte.

Damit erweisen sich Pröll&Pröll als Teflonpolitiker. Denn auch Onkel Erwin hatte mit den Spekulationsverlusten seines Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka eine schwere Hypothek für diese Wahl.

Der Wahlsonntag war aber auch der erste Test für FPÖ-Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz, die in den vergangenen Tagen schwer unter Druck geraten war.

Rosenkranz erreichte einen Achtungserfolg
Rosenkranz erreichte zwar nicht mehr die Werte, die die FPÖ noch im Jahr 2000 einfahren konnte. Doch immerhin stand vor dem Endergebnis ein Plus von rund zwei Prozentpunkten. In ihrer Heimatgemeinde verdoppelte sich die FPÖ auf 13 Prozent.

Ebenfalls bitter für die SPÖ: Zwei ehemalige rote Landesräte in NÖ kandidierten gegen die eigene Partei – und das durchaus erfolgreich. Emil Schabl in Hirtenberg und Christa Kranzl in Persenbeug-Gottsdorf jagten ihrer Stammpartei wichtige Stimmen ab.

Rosenkranz: "Hilfe" von Horst half ihr daheim

„Es wird eine gute Gemeinderatswahl“ – optimistisch gab sich Barbara Rosenkranz gestern bei der Stimmabgabe in Seebarn. Die Hofburg-Hoffnung der FPÖ war allein die wenigen Schritte vom Wohnhaus zum Wahllokal spaziert. Dort traf sie auf Gatten Horst. Der ultrarechte Agitator und Duzfreund von Neonazi Norbert Burger saß gestern als „Vertrauensmann“ der FPÖ in der Wahlkommission der 400-Seelen-Gemeinde.

Die zweifelhafte „Unterstützung“ des Ehemannes – immerhin musste sich Rosenkranz jüngst öffentlich von dessen Gedankengut distanzieren – nützte freilich wenig: Die FPÖ blieb doch unter den Erwartungen. Niederösterreichweit konnten die Blauen ersten Trends zufolge von dreieinhalb um rund zwei Prozentpunkte zulegen. Allerdings waren die Blauen 2000 noch bei 7,8 Prozent gelegen.

Barbara Rosenkranz war als Landesrätin in den Wahlkampf gegangen. Am Ortseingang von Seebarn wirbt die FP noch mit der jetzigen Präsidentschafts-Kandidatin für die Gemeinderats-Wahlen. Immerhin: Zumindest dort war der erhoffte „Rosenkranz-Boost“ erfolgreich: Im Bezirk Korneuburg legte die FPÖ doch um 6,67 Punkte auf 13,34 Prozent zu.

 

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