Nationalratssitzung
Pröll will neue Regeln bei Bankenpleiten
22.10.2009
Der ÖVP-Finanzminister findet: "'Too big to fail' darf kein Grundsatz sein". Sein Transferkonto verteidigt er.
Neue Regeln für Bankenpleiten hat ÖVP-Finanzminister Josef Pröll am Donnerstag angekündigt. "Es kann nicht automatisch auf Dauer gut gehen, wenn wir das Signal geben, jede Bank - egal was passiert - steht unter Schutz der öffentlichen Hand", so Pröll in der Fragestunde des Nationalrats. Kritik der Opposition am österreichischen Bankenhilfspaket wies er aber ebenso zurück, wie Zweifel am Budgetpfad der Regierung. Verteidigt wurde vom Finanzminister seine Forderung nach einem "Transferkonto".
Aus für "Too big to fail"
Nach Ausbruch der
Finanzkrise hatten die Staaten weltweit Banken gerettet, um eine noch
tiefere Wirtschaftskrise zu vermeiden. Pröll will hier neue Insolvenzregeln
schaffen, die aber gleichzeitig den Schutz von Sparern und Kreditnehmern
garantieren sollen. "'Too big to fail' darf nicht mehr automatisch der
Grundsatz sein für die nächste Zeit", so Pröll. Auf
allfällige Verfehlungen bei der notverstaatlichten Kommunalkredit,
wo früher auch SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied im
Management saß, wollte Pröll nicht eingehen. Hier sei die Justiz am Zug.
Bankenhilfen okay
Kritik der Grünen an mangelnden Auflagen für
die mit Staatshilfe geretteten Banken ließ Pröll nicht gelten und verwies
auf die geplante Rechnungshofprüfung der zuständigen ÖIAG-Tochter Fimbag
(nicht aber der unterstützten Banken). Weitere Staatshilfen hält Pröll zwar
derzeit nicht für nötig, Spielraum wäre seinen Angaben zufolge aber noch
vorhanden: Von veranschlagten 10 Mrd. Euro wurden heuer 6,3 Mrd. Euro
verbraucht.
RH wird ÖBFA prüfen
Eine weitere Rechnungshof-Prüfung
soll es im Zusammenhang mit den drohenden Spekulationsverlusten bei der
Bundesfinanzierungsagentur geben. Per Ende Dezember 2008 hatten die Prüfer
das Verlustrisiko mit 380 Mio. Euro bewertet. Eine Neubewertung durch
Wirtschaftsprüfer sei nicht gelungen, daher habe er den Rechnungshof um eine
neue Prüfung gebeten, so der Finanzminister.
Vermögenssteuer + Börsenumsatzsteuer
Keinen
Handlungsbedarf sieht Pröll bei der höheren Besteuerung von
Kapitaleinkünften in Österreich. Die SPÖ fordert eine Vermögenszuwachssteuer
auf Aktiengewinne und die Wiedereinführung der Börsenumsatzsteuer. Pröll
warnte davor, den Kapitalmarkt als "wichtiges Instrument der
Finanzierung des Wirtschaftsstandortes" zu gefährden. Österreich habe
ein "ausgewogenes System der Besteuerung", das man nun gemeinsam
weiterentwickeln werde. Weiterhin eintreten will der Minister aber für eine
europäische Finanztransaktionssteuer.
Budget "fast perfekt"
Kritik am Budgetkurs der
Regierung wies Pröll zurück. Ursprünglich hatte der Finanzminister für heuer
ein Defizit von 3,5 Prozent des BIP eingeplant, nun sollen es 3,9 Prozent
werden. "Was wir hier an Budget vorgelegt haben, wird fast auf den
Punkt erfüllt", so Pröll. Die Wirtschaftsentwicklung sei "kein
Grund, das Budget aufzuschnüren."
Transferkonto nicht vorrangig
Das BZÖ brachte im Anschluss an
die Fragestunde einen "Dringlicher Antrag" auf Einführung des auch
von Pröll geforderten "Transferkontos" ein, das für mehr
Transparenz im Sozialsystem sorgen soll. Pröll verteidigte den Vorstoß gegen
SPÖ und Grüne, die vor Kürzungen von Sozialleistungen warnten. "Das
steht bei mir nicht auf der Agenda ganz oben", versicherte Pröll.
Transparenz gebe es auch bei den Agrarförderungen. "Deshalb
gehören diese Daten, die Verteilungen auf den Tisch", so der
VP-Chef. Einblick sollten ohnehin nur die Betroffenen und die Behörden
erhalten.
Bundeskanzler Werner Faymann (S) hingegen schmetterte den Antrag ab und nützte die Gelegenheit für eine Attacke gegen Prölls "Neidkonto" . Lediglich die FPÖ schloss sich dem Begehr des orangen Bündnisses an.