4 Wochen vor Volksbefragung

Profi-Heer holt in Umfrage auf

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Stimmung in Heeres-Frage ändert sich deutlich: Zustimmung zum Berufsheer steigt.

Damit hat zum Jahreswechsel keiner mehr gerechnet: Das Rennen um die Volksbefragung zur Wehrpflicht schien schon klar entschieden – vor drei Wochen hatten die Wehrpflicht-Befürworter in der Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH einen fast uneinholbaren Vorsprung.

Anfang Dezember hätten bei einer Volksbefragung noch 58 % der Österreicher für die Beibehaltung der Wehrpflicht und nur 42 % für das neue Profiheer gestimmt.
Bei der letzten Gallup-Umfrage vor zwei Wochen stand es dann 56 % zu 44 % für die Wehrpflicht.

Nur noch 52 % für Wehrpflicht – Trend wendet sich
Jetzt hat sich der Trend laut neuester Gallup-Umfrage von dieser Woche (erhoben am 20./21. Dezember mit 400 telefonischen Interviews) dramatisch verändert – das Rennen um die Volksabstimmung ist plötzlich wieder offen.

Laut Gallup-Hochrechnung sind derzeit nur noch 52 % der Österreicher für die Beibehaltung der Wehrpflicht, aber schon 48 % der Bevölkerung für das neue Profi-Heer. Damit hat das Berufsheer in den letzten drei Wochen 6 % dazugewonnen und die Wehrpflicht plötzlich 6% an Anhängern verloren.

Vor allem Frauen und Junge unentschlossen
In den Rohdaten von Gallup haben die Anhänger der Wehrpflicht mit 47 % keine absolute Mehrheit mehr, die Befürworter des Berufsheeres haben sich auf 43 % verbessert – 10 % sind unentschlossen. Interessant: Bei den Unentschlossenen sind extrem viele Frauen und Junge unter 30, die stark zum Berufsheer tendieren.

Wenn all diese Unentschlossenen tatsächlich an der Volksbefragung teilnehmen, ist erstmals sogar eine Mehrheit für das Berufsheer denkbar.

Bei jenen, die sicher gehen, hat Wehrpflicht Mehrheit
Derzeit wollen über 70 % der Österreicher an der Volksbefragung teilnehmen. Bei den Wählern, die tatsächlich zur Befragung gehen wollen, liegt die Wehrpflicht in Führung.
Die letzten vier Wochen werden spannend – der Trend läuft derzeit offenbar in Richtung Berufsheer.
 

Ex-Finanzminister: "Wehrpflicht ist nicht zeitgemäß"

ÖSTERREICH: Warum engagieren Sie sich für das Berufsheer?
Hannes Androsch: Weil ganz Europa zur Einsicht gekommen ist, dass die heutigen sicherheitspolitischen Aufgaben und militärtechnologischen Herausforderungen mit einer Wehrpflicht von 6 Monaten nicht machbar sind. Das ist eine Verschwendung von Ressourcen.

ÖSTERREICH: Gibt es überhaupt noch Argumente für die Wehrpflicht?
Androsch: Wann 490 Millionen in der EU ein Berufsheer haben, ist es nicht erklärbar, wieso Österreich das anders machen soll. Selbst die Schweizer bereiten eine Volksbefragung zur Wehrpflicht vor. Es ist nicht mehr zeitgemäß.

ÖSTERREICH: Laut den Umfragen sind mehr Österreicher für die Wehrpflicht...
Androsch: Es bleiben leider nur noch 2 Wochen Zeit, das Thema ist komplex und die Leute sind nicht informiert. Zur Belebung wird noch eine TV-Kampagne gefahren.

ÖSTERREICH: Hätte die Politik bei der Heeres-Frage anders agieren müssen?
Androsch: Der Zeitpunkt der Volksbefragung ist zu früh. und die Parteien sind auf Tauchstation. Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, dass die Bevölkerung jetzt gefragt wird. Die Politik hätte selbst entscheiden müssen. Das alles ist eine frivole Zumutung. Interessant ist, was am 21. Jänner passiert.
 

Raiffeisen-Boss: "Heer und Zivildienst sinnvolle Zeit"

ÖSTERREICH: Was spricht für die Wehrpflicht?
Erwin Hameseder: Ich bin persönlich zutiefst überzeugt, dass die Wehrplicht einen gesellschaftspolitisch hohen Wert hat. Ich habe in der Wirtschaft selbst festgestellt, dass junge Menschen, die beim Heer waren, viel teamorientierter sind als andere. Der Umgang mit Menschen aus anderen Gesellschaftsschichten ist ein toller Erfahrungswert. Ich sehe das als sinnvoll investierte Zeit. Das gilt auch für den Zivildienst.

ÖSTERREICH: Das Berufsheer ist keine Alternative?
Hameseder: Wir haben hervorragende Berufssoldaten, denen bis heute gut gelungen ist, die Grundwehrdiener zu motivieren. Sie haben in Katastropheneinsätzen oder an der Grenze ihren Mann gestanden. Ich will kein Heer als Staat im Staate.

ÖSTERREICH: Stimmt die Mehrheit für die Wehrpflicht, was muss passieren?
Hameseder: Es muss zur Reform kommen. Der Ablauf des Grundwehrdienstes muss reformiert werden. Die Systemerhaltung muss um bis zu 70 Prozent eingespart werden. An der Dauer von 6 Monaten darf nicht gerüttelt werden.

ÖSTERREICH: Sie sind Miliz-Offizier. Wie denkt die Mehrheit der Soldaten?
Hameseder: 85 Prozent sind eine Beibehaltung, eine Minderheit träumt vom Berufsheer, das mit diesen finanziellen Möglichkeiten nicht umsetzbar ist.

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