ÖSTERREICH
Pühringer will gesamte Schulverantwortung
12.08.2010
Nächster Landesvater trägt die Linie von Niederösterreichs Erwin Pröll mit. Seiner Ansicht nach sollen die Länder die Kompetenzen übernehmen.
Es war offenbar eine perfekte geplante Offensive der ÖVP-Landeskaiser. Zeitgleich gaben Erwin Pröll und Josef Pühringer – die Landeschefs von Nieder- und Oberösterreich vorgestern Abend Interviews. Pröll dem ORF, Pühringer ÖSTERREICH.
Abgestimmt
Zeitgleich gingen beide in die Offensive: "Die
Schulverwaltung soll künftig Sache der Länder werden.“ Während Pröll seinen
Interview-Schwerpunkt auf die Beschäftigung der Lehrer legte ("Alle
Lehrer sollen in die Kompetenz der Länder wandern, auch die Bundeslehrer
sollen in Organisation, Besoldung und Anstellung von den Ländern übernommen
werden.“), ging Pühringer im Interview mit ÖSTERREICH noch einen Schritt
weiter.
Komplette Schul-Verantwortung
Pühringer fordert, dass die Länder
künftig die gesamte Schulverwaltung übernehmen. Er sagt im Interview
(unten): "Wir als Länder sind bereit, die komplette organisatorische
Verantwortung im Schulbereich zu übernehmen – wenn möglich bis zur Matura.
Der Bund soll nur noch für die bundesweit einheitlichen Lehrpläne zuständig
sein. Schulbauten, Schulverwaltung, Lehrer sollen in die Kompetenz der
Länder fallen.
Der Vorstoß von Pühringer und Pröll geht auf ein
Geheimgespräch zurück, das NÖ-Chef Pröll und Kanzler Faymann bereits Ende
Mai geführt haben. Dort einigten sich Pröll und Faymann auf einen "Schulgipfel“
im Herbst, der die Schulreform in Bewegung bringen soll.
Im Gespräch
zwischen Pröll und Faymann deutete sich folgender Kompromiss an: Die Länder
erhalten in Zukunft mehr Kompetenzen in der Schulverwaltung – vor allem bei
den Lehrern – die ÖVP stimmt im Gegenzug dazu der gemeinsamen Neuen
Mittelschule zu.
"Reform-Pakt“
Pröll übernahm es, bis zum "„Schulgipfel“
im Herbst eine gemeinsame Position der Länder zu koordinieren. Er hat diese
gemeinsame Position offenbar mit den vier Landes-Granden Niessl, Häupl und
Pühringer – seinen "best buddies“ – bereits abgestimmt. Die
Landeschefs Voves, Burgstaller und Dörfler sind offenbar noch nicht
eingebunden. Faymann umgekehrt hat seinen Kompromiss offenbar noch nicht mit
Bildungsministerin Claudia Schmied abgestimmt, die gestern aus allen Wolken
fiel und mit Rücktritt drohte.
Pröll und Pühringer haben Dynamik in die Schul- Diskussion gebracht.
Das Interview:
ÖSTERREICH: Stimmt es, dass die Landeshauptleute der ÖVP
die Verantwortung für Schule und Lehrer übernehmen wollen. |