1.500 im Lager
Pulverfass Traiskirchen
09.11.2014Traiskirchen wird wegen überfüllung zum politischen Pulverfass.
Es braucht nicht viel und die Emotionen kochen über. 80 Asylwerber protestierten letzte Woche nach einem Selbstmordversuch eines Genossen gegen die Zustände – die Hölle ist los.
- Die Bevölkerung Traiskirchens fühlt sich im Stich gelassen, das sieht auch Bürgermeister Andreas Babler so. Eine Geschmacksprobe ist auf der Facebook-Seite „Traiskirchen“ zu lesen: Dort machen Bürger offen gegen die Asylwerber mobil.
- Länder säumig. Das Lager ist mit 1.500 Flüchtlingen überfüllt, weil 6 von 9 Ländern (alle außer Wien, NÖ, Burgenland) zu wenig Quartiere schaffen. Pro Tag kommen bis zu 150 Asylwerber – die Länder nehmen nur 60.
- Mikl will Reform. Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) strebt ab 2015 eine automatische Aufteilung der Asylwerber an. Doch auch hier bremsen die Länder.
- FPÖ marschiert. Die FPÖ nutzt die Situation aus: Sie will vor dem Lager demonstrieren, der FPÖ-Mandatar Christian Höbart wird demonstrativ im Amt gehalten.
G. Schröder
Bürgermeister mobilisiert die SPÖ gegen das Asyllager
Es vergeht kein Tag, an dem Andreas Babler (42, SPÖ) die Überfüllung des Lagers Traiskirchen nicht zum Thema macht und die Zustände als unmenschlich anprangert. Im Jänner wird in NÖ gewählt, Babler ist also unter Druck. Beim Landesparteitag in St. Pölten setzte er eine Resolution durch, die eine gerechtere Aufteilung der Asylwerber in Österreich verlangt. Beim SPÖ-Bundesparteitag in Wien will Babler Faymann und Co. entsprechend mobilisieren.
Skandal: FPÖ stützt "Höhlenmenschen"
Der Fall Höbart wird zum handfesten Skandal: Nachdem der Chef der niederösterreichischen FPÖ im Zuge eines Tumults in Traiskirchen Asylweber als „Erd- und Höhlenmenschen “ beschimpfte, gehen die Wogen hoch. SPÖ, Grüne und ÖVP fordern empört Christian Höbarts Rücktritt. NÖ-ÖVP-Manager Gerhard Karner sprach gleich von „charakterloser Speibereien“.
Höbart denkt nicht an Rücktritt
Im ÖSTERREICH-Interview wollte er die Aussage auch nicht zurücknehmen. Und er hat mit seinem Sager den Rückhalt der Bundespartei. FPÖ-General Herbert Kickl sagte am Sonntag: „Die Aussagen waren überspitzt. Ein Rücktritt Höbarts bleibt rot-grünes Wunschdenken.“