Die 2023 in offiziösem Rahmen in Moskau begründete "Internationale Russophilenbewegung" ist nunmehr auch in Österreich vertreten. Dies verkündete am Mittwoch die russische Botschaft in Wien nach einem Treffen von Botschafter Dmitri Ljubinski mit Proponenten dieser "Plattform".
In Österreich sollen die "Russophilen" durch den Aktivisten Patrick Poppel repräsentiert werden, der in der Vergangenheit als Wahlbeobachter in russisch kontrollierten Teilen der Ukraine auftrat.
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"Es ist erfreulich, dass zwei Jahre nach ihrer Gründung die Bewegung mit der Alpenrepublik endlich in einem der ersten unfreundlichen EU-Länder angekommen ist", zitierte die Botschaft in sozialen Medien Grußworte von Botschafter Ljubinski. Der rasante Verfall der russisch-österreichischen Beziehungen habe am ehrlichen Interesse und der Wertschätzung der Österreicher für Russland nichts verändert, erklärte er. Weder "Anstrengungen der Brüsseler Propaganda" noch "politische Konjunktur vor Ort" hätten daran etwas verändern können, wandte sich Diplomat unter anderem an den internationalen Russophilen-Chef, Nikolaj Malinow.
Chef der "Internationalen Russophilenbewegung"
Der bulgarische Ex-Politiker Malinow war im März 2023 bei einem Gründungskongress in Moskau zum Chef der "Internationalen Russophilenbewegung" gewählt wurden, die "Russophobie" bekämpfen möchte und sich für die Aufhebung von gegen Russland gerichteten Sanktionen des Westens engagiert. Präsident Wladimir Putin und der orthodoxe Patriarch Kirill sandten damals Grußtelegramme, präsent waren unter anderem Außenminister Sergej Lawrow und Rechtsaußenideologe Alexander Dugin. In seiner Heimat sah sich Malinow indes mit Ermittlungen wegen Spionageverdachts konfrontiert, die USA setzten ihn 2023 auf eine Sanktionsliste und warfen ihm vor, eigens einen bulgarischen Richter bestochen zu haben, um nach Russland reisen zu können und dort einen Orden von Putin zu erhalten.
In den zwanzigköpfigen Vorstand der Bewegung war 2023 auch der Österreicher Poppel gewählt worden, der selbst kürzlich laut Medienangaben auf Grundlage eines Putin-Erlasses als "Mitglied des Koordinationsrates der internationalen Vereinigung der Krim-Freunde" mit der staatlichen Puschkin-Medaille ausgezeichnet wurde. Zuvor war er wiederholt in von Russland kontrollierte oder annektierte Gebiete der Ukraine gereist, unter anderem zur Wahlbeobachtung und anderem gemeinsam mit Vertretern der deutschen AfD. Bereits 2014 hatte der Aktivist auch einen Wien-Aufenthalt von Alexander Dugin organisiert.
Diskussionen am runden Tisch
Poppel bestätigte am Donnerstag in einem Telefonat mit der APA, die Russophilenbewegung in Österreich zu vertreten. Einstweilen sei das hier eine Initiative ohne Rechtsperson, die Frage einer etwaigen Vereinsgründung werde diskutiert, sagte er.
"Aktuell ist es eine Plattform, die versucht, Russland positiv darzustellen und den Dialog zwischen Österreich und Russland zu fördern, insbesondere auf der Ebene der Kultur", erklärte Poppel. Er sprach von einem Team mit 30-50 Personen, die in Österreich aktiv würden, wenn man sie brauche, sowie von mehreren Tausend Sympathisanten. Als Ersatz für die kürzlich aufgelöste Österreich-Russische Freundschaftsgesellschaft (ORFG) sehe er seine Initiative nicht. Diese habe in einem anderen Format existiert und bei ihr habe auch "Geschäftemacherei" eine Rolle gespielt.
Gleichzeitig sprach er von einem "leichten politischen Aspekt" seiner Initiative, den es Diskussionen am runden Tisch geben könnte. Man werde aber keine brisanten Themen beleuchten und es sei nicht das Ziel, sich etwa mit dem "Ukraine-Konflikt" zu befassen, sagte er. Auf APA-Nachfrage, wie seine Bewegung zum russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine stehe, antwortete Poppel: "Es gibt Krieg, es gibt militärische Sonderoperationen. (...) Den Ausdruck 'Aggressionskrieg' kenne ich nicht." In der Ukraine gebe es seit 10 Jahren einen Konflikt, der eskaliert sei, sagte er. Er sehe die aktuelle militärische Ausseiandersetzung als "Detail der Geschichte" - zumindest so lange keine Nuklearwaffen eingesetzt würden. In diesem Fall hätten alle Seiten ein Problem und das gelte es zu verhindern. "Wir sind für den Frieden, wir sind für die Neutralität Österreichs und dafür, dass wir uns aus großen Konflikten raushalten", erläuterte er. Gleichzeitig plädierte er aber auch dafür, die Ukraine mit humanitärer Hilfe zu unterstützen.