Wien
Rathaus hält an Deserteurs-Denkmal fest
07.03.2012
Rot und Grün kritisieren Aussagen des Kameradschaftsbundes.
Im Wiener Rathaus denkt man nach der Kritik des Kameradschaftsbundes nicht daran, die Pläne für ein Deserteursdenkmal auf Eis zu legen. Das haben am Mittwoch Vertreter der dortigen Regierungsparteien SPÖ und Grüne in einer gemeinsamen Aussendung betont. Für die Aussagen des Kameradschaftsbundes habe man kein Verständnis, wurde betont.
"Die Deserteure haben mutig und richtig gehandelt und unter Einsatz ihres Lebens, ihre Grundsätze und Überzeugungen gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime vertreten. Was damals Unrecht war, muss heute als mutig anerkannt werden", erklärte SP-Kultursprecher Ernst Woller. Nachdem in jedem österreichischen Dorf den Gefallenen der Weltkriege gedacht werde, sei es nun auch an der Zeit, jenen Opfern zu gedenken, die im Kampf für Frieden und die Freiheit Österreichs ihr Leben gelassen hätten.
Der Kameradschaftsbund hatte zuvor in einer Aussendung davon gesprochen, dass es "sachlich falsch" sei, jede Art der Desertion pauschal als Heldentat zu glorifizieren. Desertion sei "in allen Rechtsstaaten ein Strafdelikt", welches mit "teils empfindlichen Sanktionen" verfolgt werde, hieß es.
Der Klubchef der Wiener Grünen, David Ellensohn, mutmaßte, dass dem ehemaligen ÖVP-Bundesrat und Präsidenten des Österreichischen Kameradschaftsbundes, Ludwig Bieringer, offenbar entgangen sei, dass SPÖ, ÖVP und Grüne im Jahr 2009 gemeinsam die Deserteure rehabilitiert haben. Deserteure der Wehrmacht hätten die Hitler-Armee geschwächt, damit zur Beendigung des Vernichtungskrieges beigetragen und ihrem Vaterland einen wertvollen Dienst erwiesen - es sei denn, man denke bei "Vaterland" an Nazideutschland.
"Wer heute noch die Desertion aus der Wehrmacht mit der Desertion aus dem österreichischen Bundesheer gleichsetzt, hat die Geschichte weder verstanden noch aus ihr gelernt", kritisierte Ellensohn. Und Woller bekräftigte: "Wir beabsichtigen, in Wien dieser Gruppe von Menschen, die sich gegen das NS-Regime gestellt hat, symbolisch gerecht zu werden und ihnen ein Denkmal zu setzen."