Unterrichtsverpflichtung

Rechnungshof: Lehrer sollen mehr arbeiten

10.07.2013

Der RH setzt sich für eine Anhebung von derzeit 20 auf 22 Wochenstunde ein.

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Unterstützung im Ringen um eine höhere Unterrichtsverpflichtung für Lehrer hat die Regierung am Mittwoch vom Rechnungshof (RH) bekommen: Da Personalmangel bei den Bundeslehrern derzeit im großen Stil durch Dauermehrdienstleistungen gedeckt wird, spricht sich der RH dafür aus, dass diese Gruppe länger in der Klasse stehen soll. Durch eine Anhebung von derzeit 20 auf 22 Wochenstunden würde zwei Drittel der Kosten für Überstunden wegfallen, argumentieren die Prüfer. Die aktuelle Praxis deute zudem darauf hin, "dass die Bundeslehrer über die Lehrverpflichtung hinausgehend zu weiteren Unterrichtstätigkeiten bereit waren".

Angespannte Situation
Die Personalsituation bei den Bundeslehrern (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) ist angespannt, wie der Bericht zeigt: Allein zwischen 2008/09 und 2011/12 haben die Dauermehrdienstleistungen um zwölf Prozent zugenommen, auch die Überstunden pro Lehrer sind mehr geworden, wobei der AHS-Bereich traditionell weniger betroffen ist als die BMHS. Im Schuljahr 2011/2012 entsprachen fix eingeplante Überstunden der Arbeit von 5.200 vollbeschäftigten Lehrern. In Wien, das neben Oberösterreich in dem Bericht gesondert untersucht wurde, wurden zudem 395 Personen eingesetzt, die noch nicht ihr Unterrichtspraktikum absolviert oder nur ein fachverwandtes Diplomstudium absolviert haben. Kaum ins Gewicht fällt unterdessen der medial viel diskutierte Einsatz bereits pensionierter Lehrer: Im November 2011 gab es österreichweit 15 Betroffene.

Personalplanung
Für 2013/14 ist kurzfristig mit einem weiteren Anstieg des Lehrermangels durch die anstehende Verschärfungen der Hacklerregelung zu erwarten, warnt der RH in dem Bericht "Personalplanung im Bereich der Bundeslehrer": 3.088 Lehrer werden demnach benötigt. Neben dem Generationenwechsel - zwischen 2012/13 und 2025/26 müssen 19.677 Lehrer bzw. rund 55 Prozent der aktuellen Stellen nachbesetzt werden - haben personalintensive Schulreformen wie die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl und die Einführung der Neuen Mittelschule die angespannte Personalsituation verschärft. Laut Prognosen besonders betroffen vom Personalmangel sind die Fächer Englisch, Deutsch, Mathematik, Turnen und Informatik. Regional haben Wien, Nieder- und Oberösterreich den größten Bedarf.

Mit der Personalplanung des Unterrichtsministeriums zeigt sich der RH insgesamt unzufrieden: "Ein koordinierender Maßnahmenplan des BMUKK zur Deckung des Lehrerpersonalbedarfs fehlte weitgehend. Auch fehlten Maßnahmen, das bestehende Lehrerpersonal länger im Aktivstand zu behalten", wird in dem Bericht bemängelt.

Neben der Forcierung eines neuen Dienstrechts und höherer Unterrichtsverpflichtung für Bundeslehrer empfiehlt der RH dem Ministerium gezielte regionale und nach Unterrichtsgegenständen aufgeschlüsselte Informationskampagnen, um mehr Personen für den Lehrerberuf zu interessieren. Außerdem solle es darauf "hinwirken", dass das bestehende Lehrerpersonal länger an den Schulen bleibt - dazu soll das Ressort auch für eine Änderung der Hacklerregelung für Bundeslehrer eintreten. Bei der neuen Lehrerausbildung wiederum müsse darauf geachtet werden, die derzeit hohe Dropout-Rate zu verringern. Vorgeschlagen werden dafür Aufnahmeverfahren, wie sie auch in der jüngst beschlossenen Reform vorgesehen sind.

Und auch das in den Lehrerdienstrechtsverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Regierung viel diskutierte Unterstützungspersonal kommt im Bericht zur Sprache: Der Rechnungshof fordert eine Entlastung der Lehrer von administrativen und sozialen Tätigkeiten. Umschichtungen wünscht er sich auch bei leitenden, administrativen und unterstützenden technischen Tätigkeiten (z.B. Direktoren, Administratoren bzw. Betreuung von IT–Arbeitsplätzen): Dafür wurden Schuljahr 2011/2012 rund 2.500 Vollbeschäftigungsäquivalente vom Unterricht abgezogen - würden stattdessen Verwaltungsbediensteten eingesetzt, brächte das Einsparungen von rund 13 Mio. Euro pro Jahr. Für die Tagesbetreuung sollten aus RH-Sicht wiederum vermehrt Lehramtsstudenten eingesetzt werden: "Diese könnten dadurch Erfahrungen für den späteren Lehrerberuf gewinnen und das BMUKK könnte Kostenvorteile lukrieren."

 

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