Regierung
Streit um Masken: Revolte gegen Minister
21.03.2022Weil Bildungsminister Corona-Regeln nicht verschärft, fordern Lehrer Rücktritt.
Wien. Paul Kimberger ist ein zurückhaltender Mann – doch der oberste Lehrergewerkschafter ist angesichts der Situation in den Schulen sauer. Adressat des gewerkschaftlichen Zorns: Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), dem es derzeit wenig nützt, dass die Lehrer mehrheitlich ÖVP-nahe sind. Zu dramatisch ist die Situation an den Schulen.
Wie bereits berichtet, befinden sich Tausende Lehrer im Krankenstand, in Wien etwa fällt jede 10. Lehrkraft aus. Gegenüber ÖSTERREICH nennt Kimberger die Situation „inakzeptabel“ – vom Minister hätte er sich endlich Maßnahmen für mehr Sicherheit in den Schulen erwartet (siehe Interview).
Ignorant. Dabei war Kimberger eh noch moderat – die grünnahen „Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen“ (ÖLI-UG) forderten „mit Nachdruck“ Polascheks Rücktritt, genauso wie der Salzburger Landeselternverband. Polaschek „ignoriert die massenhaften Infektionen an den Schulen und ist nicht bereit zuzuhören, Bedenken ernst zu nehmen oder gar Fehler einzugestehen“.
Wien zog Notbremse und verschärft die Regeln
Derzeit gilt in den Schulen zwar Maskenpflicht – nur: in den Klassen können die Kinder die FFP2-Masken abnehmen – eine Regel, die Polaschek zumindest bis zu den Osterferien in knapp drei Wochen nicht ändern will. Die Länder können die Regeln verschärfen. Wien hat das getan: Bei Covid-Fällen gilt in betroffenen Klassen wieder Maskenpflicht.
Lehrer-Chef: "Situation ist inakzeptabel"
ÖSTERREICH: Minister Polaschek will bei Masken in den Schulen abwarten – was sagen Sie dazu?
Paul Kimberger: Dass sich angesichts der Situation alle klare Maßnahmen für die Sicherheit erwartet hätten. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie sind sich Gesundheits- und Bildungsminister immer noch über ihre Kompetenzen uneinig.
ÖSTERREICH: Was soll konkret geschehen – Verschärfungen?
Kimberger: Es ist klar, dass die Öffnungsschritte viel zu früh gekommen sind. Was Personalausfälle betrifft, war die Situation noch in den letzten zwei Jahren noch nie so dramatisch – und das ist inakzeptabel.