Angesichts des wohl noch höheren Konsolidierungsbedarfs warnen Hilfsorganisationen vor Einsparungen, die Pflegekrise und Armut verschärfen.
Stattdessen könnten mit klugen Investitionen etwa im Pflegebereich mittel- und langfristig Kosten eingespart werden, so Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe am Montag in einer Aussendung. Zudem seien Investitionen im Sozialbereich gerade in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit "ein wichtiger Job- und Konjunkturmotor".
Die fünf Organisationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG) warnen "nachdrücklich" davor, "durch finanzielle Einschnitte die Systemfehler zu verstärken". Stattdessen plädieren sie für rasche Investitionen in Pflege, Digitalisierung, Prävention und zur Bekämpfung von Kinderarmut. "Gerade bei Pflege, Arbeitsmarkt und Armutsbekämpfung sehen wir: Geldmittel klug und richtig einsetzen, hilft sparen", so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser, derzeit BAG-Vorsitzende. So habe jeder Euro, der in Langzeitpflege investiert werde, eine Wertschöpfung von 1,70 Euro. Dagegen würden Einsparungen in der Pflege die späteren Kosten im Gesundheitssystem erhöhen, so Moser.
Maßnahmen zum Ausbau der mobilen Pflege "prioritär umsetzen"
Caritas-Generalsekretärin Anna Parr appellierte an die Dreierkoalition, die im Regierungsprogramm vorgesehenen Maßnahmen zum Ausbau von mobiler Pflege sowie Übergangs- und Kurzzeitpflege prioritär umzusetzen. Damit könnten erhebliche Mittel eingespart werden, so Parr. Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm fordert einen "Digitalisierungsfonds für Pflegedienste". "Es ist uns unverständlich, warum ein solches Instrument angesichts der Relevanz und Herausforderungen in unserem Bereich noch fehlt, auch im aktuellen Regierungsprogramm", kritisiert Anselm.
Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik ortet im Fokus auf Prävention im Regierungsprogramm große Einsparungspotenziale. Prävention dürfe es aber nicht für Gesunde geben, sondern auch in der Pflege, etwa durch Programme für mehr Selbstständigkeit, Gedächtnistraining und Zuerkennung von Hilfsmitteln. Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger warnte indes, dass Einsparungen bei der Sozialhilfe erhebliche negative Folgen und hohe Kosten zur Folge hätten. "Kinderarmut kostet uns alle in Österreich 17 Milliarden Euro im Jahr", plädiert Fenninger für Investitionen in die Zukunft von Kindern.