Regierung

Zahlen verdoppelt: Immer mehr Polizisten quittieren Dienst

01.09.2024

Die Polizei verliert nicht nur viele Beamte durch Pensionierungen – immer mehr quittieren den Dienst auch freiwillig. 

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© APA, Fohringer
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Dies zeigt eine parlamentarische Anfragebeantwortung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) an die Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper.

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Die Fakten im Schnelldurchlauf: 

 

  • Pensionierungen: Gingen 2020 noch 751 Beamte in Pension, so waren es 2024 schon 1.071.
  • Dienst quittiert. Auch die freiwilligen Austritte sind stark gestiegen — und zwar von 242 auf 435, die Zahl hat sich also fast verdoppelt. Zudem wollten sich seit 2019 immerhin 1.608 Beamte versetzen lassen – davon 1.145 allein in Wien bzw. von Wien weg. Zum Größenvergleich: Aktuell sind rund 32.000 Exekutivbeamte im Dienst,
  • Drop-Outs bei Aufnahmetests: Bei der Rekrutierung tut sich das Innenministerium ebenfalls schwer: Zwar wurden die Anforderungen abgesenkt – aber: An Testtag 1 fielen etwa in Wien weiterhin 42 % der Anwärterinnen und Anwärter aus – die Zahlen gehen weiter nach oben. Die Ausfallsquoten bei den Sporttests  steigen ebenfalls: So etwa im Burgenland von 11,54 in 2021 auf 36,84% bis September 2023. In Niederösterreich gibt es eine Zunahme von 2,30 in 2021 auf 21,88% bis September 2023, in der Steiermark einen Anstieg von 8,15% auf 30%.
  • Prämien: Dabei bietet das Innenministerium inzwischen sogar Anwerbungsprämien an - für jeden erfolgreich angeworbenen neuen Kollegen (oder eben einer  Kollegin) winken (in zwei Tranchen) 1.000 Euro oder ein Klimaticket. Bis jetzt wurden 145.500 Euro an Prämien ausgezahlt (und kein einziges Klimaticket).

 

Krisper attackiert Karner, der Personalmangel sei zu einem Großteil hausgemacht: "Die Landespolizeidirektionen und das Innenministerium werden immer aufgeblähter, während es auf den Straßen immer weniger Polizistinnen und Polizisten gibt. Deren Arbeitsalltag ist durch miese Arbeitsbedingungen, schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vergleichsweise schlechte Bezahlung und unzählige Überstunden derart unattraktiv, dass zu wenig Personal gefunden wird." Karner habe bisher  "keinen Finger gerührt, um an diesen Schrauben zu drehen". Auch die "ewige Postenkorruption, die insbesondere im Innenministerium, aber auch in den Landespolizeidirektionen grassiert, schreckt redliche Bewerberinnen und Bewerber natürlich ab". 

Karner: Hohe Arbeitszufriedenheit

Karner zeichnet in der Anfragebeantwortung ein anderes Bild: Es gebe im Exekutivdienst eine "hohe Arbeitszufriedenheit, die von 73 % der Bediensteten mit „trifft zu“ oder „trifft eher“ zu und von 17 % mit „trifft teilweise zu“ beantwortet wurde. Auch die Attraktivität als Dienstgeber wurde von einer Mehrheit der Bediensteten positiv bewertet", so der Minister. Und  weiter; "Trotz des durchaus guten Ergebnisses der Mitarbeiterinnen-, Mitarbeiter-Befragung ist das Bundesministerium für Inneres natürlich weiter bestrebt, das Arbeitsumfeld für die Bediensteten attraktiver zu gestalten." So werde Polizisten in Vorarlberg "in einem Leasingmodell ein Dienstfahrrad mit finanzieller Beteiligung des Dienstgebers angeboten".

  

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