Doskozils Kurs habe in Salzburg verloren. Und eine Einladung an ihn und Babler.
Wien. 148.000 SPÖ-Mitglieder entscheiden derzeit, ob Pamela Rendi-Wagner SPÖ-Chefin bleiben könne. Wie sie die Partei überzeugen will.
ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich selbst, dass die SPÖ in Salzburg so abgestürzt ist?
Pamela Rendi-Wagner: Der Spitzenkandidat hat einen engagierten Wahlkampf geführt und ehrenamtliche Mitglieder sind wochenlang gelaufen. Das Ergebnis in Salzburg wäre aber wohl ein anderes gewesen, wenn sich die SPÖ dort klar von der FPÖ distanziert hätte und nicht versucht hätte nach rechts zu blinken. Diese Rechnung, so Wähler von der FPÖ zu kriegen, geht seit Monaten bei der ÖVP nicht auf und für die SPÖ geht so eine Taktik schon gar nicht auf.
ÖSTERREICH: Sie meinen jetzt den Kurs von Doskozil? Seine Mitstreiter meinen, Sie seien schuld, weil die Mitgliederbefragung zeitnah zu Salzburg sei.
Rendi-Wagner: Um Wahlen zu gewinnen, braucht es eine konsequente Haltung, Geschlossenheit und ein Vertreten unserer Kernthemen – das heißt eine glaubwürdige soziale Politik. Dafür stehen wir seit 134 Jahren. Und zur Mitgliederbefragung und dem Zeitpunkt: Es war schon Doskozil, der via Brief an alle Medien und den Vorstand eben diese gefordert hatte. Und Umfragen in Ihrer Zeitung zeigen ja, dass die Bundes-SPÖ derzeit bei 26 Prozent und gleichauf mit der FPÖ liegt. Weil wir uns eben auf Bundesebene auf Anti-Teuerungsmaßnahmen konzentrieren und uns klar von der FPÖ abgrenzen.
ÖSTERREICH: Sie beklagen, dass Sie wegen Querschüssen nicht erfolgreich gewesen seien. Hätten Sie das als Chefin nicht unter Kontrolle bringen müssen?
Rendi-Wagner: Ich hätte wohl früher mit jenen Verbündeten, die solidarisch und loyal sind, früher auf eine Klärung pochen und vielleicht auch auf den Tisch hauen sollen. Als Parteivorsitzende war mein Ziel, dass alles harmonisch ist und man sich auf politische Inhalte und Arbeit konzentriert. Leider hat es da manchen meiner Kritiker auch an Ehrlichkeit gefehlt. Aber dafür lernt man die ehrlichen Mitglieder umso mehr schätzen.
ÖSTERREICH: Sind Sie enttäuscht, dass Christian Kern, der Sie in die Politik geholt hat, Sie nicht unterstützt, sondern eher im Team Doskozil ist?
Rendi-Wagner: Bei ihm weiß man nicht, ob er nicht noch drei Mal seine Meinung ändert. Auf einer menschlichen Ebene bin ich schon enttäuscht.
ÖSTERREICH: Falls Sie gewinnen, würden Sie Ihr Team verbreitern?
Rendi-Wagner: Ja, sowohl in der Bundesgeschäftsstelle als auch im Klub. Sollte ich die meiste Unterstützung von den Mitgliedern erhalten, würde ich auch Andreas Babler und Doskozil zum Essen einladen.