Unerwartete Worte

"Respekt": Hofer springt Rendi zur Seite

26.11.2019

Die SPÖ steckt tief in der Krise. Mit ihr auch Parteichefin Rendi-Wagner. Nun stellt sich ausgerechnet FPÖ-Chef Hofer auf ihre Seite.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Das staunten viele nicht schlecht, als sie am Dienstagabend den Tweet von FPÖ-Chef Norbert Hofer sahen. Wandte er sich doch glatt mit versöhnlichen Worten an SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und sprang ihr zur Seite.

"Ich muss jetzt auch einmal meinen Respekt für Dr. Rendi-Wagner aussprechen. Ich kenne die Herausforderungen des Vorsitzes und Durchhalten ist keine Selbstverständlichkeit", schreibt Hofer.

Die SPÖ steckt derzeit tief in einer Krise. Ein Schuldenstand von 14,9 Millionen Euro zwang die Partei zu Kündigungen. Jeder vierte Mitarbeiter muss gehen, gab Rendi-Wagner am Dienstag bekannt. Zudem wächst der politische Druck auf die Parteichefin. Nach dem jüngsten Wahl-Debakel in der Steiermark werden aus der Basis wieder strengere Rufe nach einem raschen Reformprozess laut.

User verwundert über Hofers Worte

Die bestärkenden Worte - ausgerechnet vom FPÖ-Chef - verwunderten daher einige User. Immerhin sind sich Hofer und Rendi-Wagner eigentlich spinnefeind.

"Ist das ein Fakeprofil?", mutmaßt eine Userin. "Historische Chance, SPÖ und FPÖ könnten zusammenrücken", spekuliert gar ein anderer. Und ein FPÖ-Anhänger findet wesentlich härtere Worte. "Ich kann diese ständigen Anbiederungen nicht mehr hören! Bitte bitte Sebastian, Klenk super, Rendi-Wagner super, was kommt als Nächstes? Sigi Maurer super? Gratulation an die KPÖ in Graz?!? BITTE übergib ENDLICH an Herbert Kickl !!!", schreibt dieser.

 

Hofer unter Druck: Löst ihn Kickl ab?

Sätze, die Hofer in den letzten Tagen wohl öfter zu lesen bekam. "Ich kenne die Herausforderungen des Vorsitzes", schrieb er und spricht auf seine turbulente Zeit an der Spitze der FPÖ an. Die Freiheitlichen stehen nämlich offenbar kurz vor einer Obmanndebatte – am Türkis-Blau-Kurs von Parteichef Hofer gibt es inzwischen nicht nur intern Kritik, im Interview mit ÖSTERREICH ringt Ex-FPÖ-Chef und ORF-Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger sogar einen möglichen Nachfolger aufs Tapet: den Welser Bürgermeister Andreas Rabl.

Kein Türkis-Blau: Steger spricht aber einen Punkt an, der für Hofer gefährlich werden kann: dessen permanente Versuche, mit der ÖVP ­Koalitionsverhandlungen anzubahnen. Dies habe neben der Strache-Causa der FPÖ in der Steiermark ebenfalls nicht genutzt, ist aus der FPÖ zu hören.

Mölzer für Kickl

Tatsächlich gilt inzwischen Klubchef Herbert Kickl als der Hauptkonkurrent von Hofer – auch wenn der Kärntner im oe24.TV-Interview ausdrücklich ausschloss, Hofer als Parteichef zu beerben. Allerdings traut man eben dem härter auftretenden Kickl einen harten Oppositionskurs zu. „Kickl ist der richtige Mann, der das vorantreiben wird“, so FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer auf oe24.TV. Hofer werde noch einige Zeit bleiben, „das dynamische Element ist aber bei Kickl“.

Von den Parteigranden will das derzeit aber keiner sagen – schließlich sei Hofer ja erst vor etwas mehr als zwei Monaten zum Parteichef gewählt worden.

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