Richtungsstreit in SPÖ:
Kern kontert Doskozil-Kritik
10.08.2018Kern verteidigt seinen Schwerpunkt Klimapolitik gegen Doskozil. SP-Mehrheit hinter Kern.
Nur zwei Monate vor dem SPÖ-Parteitag – auf dem sich Christian Kern der Wiederwahl stellen will – ist in der SPÖ erneut ein Richtungsstreit ausgebrochen.
Wie berichtet, plant die SPÖ ein neues Parteiprogramm und hat als Linie „Weltoffenheit“ und einen Schwerpunkt auf Klimapolitik ausgegeben. Ex-SP-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil warnte daraufhin – wie ÖSTERREICH berichtete – vor einem „grün-linken Fundi-Kurs“.
Ein enger Vertrauter von Doskozil und Ex-SP-Kanzler Werner Faymann, Christian Deutsch, hatte davor gegen Kerns Kurs getwittert. Die Wiener Flächenbezirke und das Burgenland sind seit Langem unzufrieden mit Kern und wollen keine „Latte macchiato-Bobo-Politik“, wie es einer nennt. Kern selbst verteidigte gestern seinen Fokus auf Klimaschutz: „Kampf gegen Klimawandel ist Kampf für soziale Gerechtigkeit.“
Doskozil gab sich in einem Telefonat mit Kern sanft
Die SPÖ-Landeschefs – Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Niederösterreich, Oberösterreich – stellen sich hinter den SPÖ-Chef und das neue Programm. Die Wiener SPÖ – die mehrheitlich hinter der Doskozil-Linie stehen dürfte – schwieg bis gestern zum neuen Konflikt.
Oberösterreichs SPÖ-Chefin – eine delegiertenstarke Landesgruppe – Birgit Gerstorfer schoss sich frontal gegen Doskozil ein: „Die paar Zwischenrufe aus dem Burgenland gehen im Neusiedler See unter. Ich bin verwundert, dass Herr Doskozil an entscheidenden Präsidiumssitzungen nicht teilnimmt und dann Kritik übt.“
Kern und Doskozil haben bereits Donnerstagabend miteinander telefoniert. Der Burgenländer dürfte von einem „Missverständnis“ geredet haben.
Die Spannungen in der SPÖ werden trotzdem weitergehen.
Kern-Sohn Niko spottet auf Twitter über Doskozil
„Kennst du die Umfragen, wie beliebt Fredosko unter SPÖ Mitgliedern ist?“, spottete Nikolaus Kern gestern auf Twitter über Hans Peter Doskozil, nachdem dieser den Kurs von Christian Kern kritisiert hatte. Damit deutete der Sohn des Ex-Kanzlers an, dass Doskozil nur bei VP- und FP-Wählern ankäme. Aber nicht nur Kerns Sohn rückte auf Twitter zur Verteidigung des SP-Chef aus. SPÖ-Abgeordneter Andreas Kollross twitterte: „Vielleicht sollte man den Freunden im Burgenland, die da regelmäßig über das Leithagebirge nach Wien Diverses ausrichten, mal genauer vor Augen führen, wie groß der prozentuelle Anteil am SPÖ-Gesamtergebnis ist. Ich glaube es sind um die 6 %.“
Kaiser-Sohn twittert auch über Burgenlands Rolle
Auch der Sohn von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, Luca Kaiser, twitterte – allerdings sachlich: „Doskozil leitet im Übrigen die Arbeitsgruppe der SPÖ zum Thema Asyl, Migration und Integration. Was dort herauskommt, soll am Bundesparteitag der SPÖ – ebenso wie das Parteiprogramm – beschlossen werden.“ Zumindest auf Twitter dürfte sich die Doskozil-Fan-Fraktion in Grenzen halten.